Südafrika

Mit Kürbis gegen Klischees

Im Fußballstadion sind die Stars auch jenseits des Spielfelds zu finden.

Kochen im Township, Jubeln im Fußballstadion

Köchin aus Leidenschaft: Hlubi France. Fotos: cp

Ihr Lammcurry ist Legende. Vor einigen Jahren hat Hlubi France aus ihrer Passion eine Profession gemacht und mitten im Walmer-Township von Port Elizabeth am Eastern Cape von Südafrika ihr Wellblechhütten-Catering eröffnet - "Lutho's kitchenette", benannt nach ihrer Tochter im Teenager-Alter. Seitdem kann sich Hlubi vor Arbeit kaum retten. Nahezu pausenlos brutzelt sie auf einem Elektroherd und zwei offenen Gasflammen kulinarische Köstlichkeiten.

Gekocht wird, was der Markt des 80.000-Einwohner-Townships hergibt: Hühnchen und Lamm, grüne Bohnen und Kürbisgemüse, Maniok und Reis. In der winzigen Küche herrscht drangvolle Enge: Während Hlubi in archaischen, pechschwarzen Riesen-Kochtöpfen rührt, schnippelt Tochter Lutho Gemüse, und zwei Nachbarinnen leisten Dienst als Küchengehilfen und Beiköche. Eine Plastikschüssel ersetzt das Spülbecken, Spontaneität beim Griff ins Gewürzregal das Rezeptbuch. Und dennoch - oder vielmehr gerade deswegen - schmeckt alles vorzüglich.

Craig Duffield, gebürtiger Franzose und aufgewachsen auf einer Farm in Südafrika, schätzt die Kochkunst von Hlubi seit Langem. Regelmäßig bringt der 44-jährige Stadtführer von Mosaic Tourism seine Gruppen zum Mittagessen in "Lutho's kitchenette". Township-Touren seien, so betont Craig, keine Fotosafaris, bei denen die zumeist weißen Touristen aus dem Bus heraus die durchweg schwarzen Einwohner begaffen und fotografieren sollten. Vielmehr müssten sich Weiß und Schwarz endlich unmittelbar und "leibhaftig" begegnen, einander die Hand schütteln und miteinander sprechen. Durch nichts, so ist Craig überzeugt, ließen sich die noch immer vorhandenen Klischees und das bittere Erbe der Apartheid besser überwinden als durch gemeinsames Essen.

Was dem einen das Kochen, ist dem anderen der Fußball. Völkerverständigung, ohne viele Worte zu verlieren, bietet der Besuch eines Fußballspiels im Nelson-Mandela-Bay-Stadion von Port Elizabeth. Das Tröten aus Tausenden von Vuvuzelas lässt die Luft in der 46.000-Zuschauer-Arena flirren. Und wenn endlich ein Tor fällt, kennt der Jubel weder Grenze noch Hautfarbe mehr: Dann liegen sich Schwarz und Weiß und alle Schattierungen dazwischen in den Armen und feiern unter der Flagge Südafrikas.

Nirgendwo sonst kommen sich die gesellschaftlichen Schichten und Gruppen des Landes massenhaft und scharenweise so nahe wie bei König Fußball. Im Freudentaumel eines Fußballfests könnte man fast den Eindruck gewinnen, die 90 Jahre Apartheid seien in Südafrika endlich Vergangenheit.

Doch spätestens nach dem Spiel zeigt sich, dass der Weg zu einer vereinten Nation noch weit ist. Vor dem Stadion nämlich trennen sich die Farben wieder: Während sich das Gros der schwarzen Zuschauer zu Fuß auf den Heimweg ins Township macht, fahren die weißen Fußball-Fans mit dem Auto in ihre alarmgeschützten Wohnviertel zurück.

Christian Preiser

 

Township-Touren
Craig Duffield von Mosaic Tourism bietet verschiedene Township-Touren in Port Elizabeth an. Buchbar sind die meist halbtägigen Fahrten in Gruppen von maximal 13 Teilnehmern im Internet unter www.mosaictourism.co.za oder per E- Mail an info(at)mosaictourism.co.za. Die Touren sollen auch in Veranstalter-Angebote einfließen, die Verhandlungen laufen aber noch.

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