Botswana

Dem Salz auf der Spur

An den Salzpfannen siedelt eine riesige Flamingo-Kolonie. Foto: Botswana Tourism

Unterwegs im Makgadikgadi-Pans-Nationalpark

Sanft setzt Pilot Martin die zehnsitzige Cessna auf der Landepiste von Khumaga auf. Immer kleiner wurden die Maschinen auf unserem Weg von Deutschland ins Herz von Botswana. Auf dem kurzen Flug von Maun zur Leroo La Tau Lodge zeigte sich die Gegend vor allem schwarz-weiß-gestreift. "In guten Regenjahren kommen bei einer der größten Zebrawanderungen in Afrika zigtausende Zebras ins Gebiet der Makgadikgadi-Salzpfannen zum Grasen", erklärte Martin übers Bordmikrofon.

Nicht weit von dem Nationalpark entfernt liegt die Lodge mit zwölf luxuriösen Chalets, die sich am Ufer des Boteti-Flusses aufreihen. Der Lodge-Name bedeutet so viel wie "Fußspuren der Löwen". Zwar beobachte ich am Nachmittag von meiner Holzveranda hoch über dem Flussufer nur Zebras und Gnus beim Trinken. Dennoch bin ich erleichtert, dass mich ein Guide mit Taschenlampe und Gewehr zum Abendessen am Pool eskortiert.

Als nachts unter meinem Haus etwas geräuschvoll das Gras rupft, möchte ich gar nicht wissen, ob es ein Elefant oder ein Nilpferd ist. Bei der Bootstour am frühen Morgen beobachte ich hingegen fasziniert die Elefanten, die in nächster Nähe den Fluss durchqueren. Eine der Leitkühe schaut neugierig herüber. Boote sind hier nur wenige unterwegs.

Der Boteti-Fluss ist eine der Grenzen des Makgadikgadi-Nationalparks. Die Salzpfannen dort haben in etwa die Größe von Belgien und gelten als das größte Salzpfannensystem der Welt. "Vor etwa 200.000 Jahren erstreckte sich hier einer der größten Binnenseen Afrikas, der nach und nach ausgetrocknet", erzählt uns Guide Joey. Zurück ließ der See das Salz, das weiße Gold, auch für die Tiere. Oryxantilopen, Springböcke und Steinantilopen sind häufig auf den Pfannen zu beobachten. Andere Tiere folgen jährlich dem Wasser des Okavango und seiner Nebenflüsse und kommen lediglich während ihrer Wanderung hierher.

Das Nata Bird Sanctuary ist ebenfalls Teil des Makgadikgadi-Gebiets. Vor rund 20 Jahren errichtet, leben hier mehr als 160 Vogelarten wie Kingfisher und Bienenfresser, aber auch Raubvögel wie Adler und Milane. Wenn die Pfannen im Sommer mit einer Wasserschicht bedeckt sind, gesellen sich aus anderen afrikanischen Ländern zahlreiche Wasservögel dazu.

In der Nähe des kleinen Ortes Nata fahren wir ins Schutzgebiet hinein. Vor uns dehnt sich eine unendliche scheinende Ebene aus. Auf der einen Seite erstreckt es sich bis zum Horizont grün, auf der anderen Seite strohgelb, bis es schließlich zu einer einheitlich trockenen Savanne verschmilzt. Anthrazitfarbene Federkissen mit einem weißen Außenkranz bewegen sich auf zwei langen Stelzen mal etwas nach links, dann nach rechts. Erst als Joey den Motor aufheulen lässt, recken die Strauße spähend ihre Hälse in die Luft, um schon Sekunden später weiter nach Futter zu picken. In schnellem Galopp kreuzt eine Gnuherde die Fahrrinne.

Schon vor den Salzpfannen schallt uns ein Konzert von Vogelrufen entgegen. Piepsen und Singen mischen sich mit lautem Gekreische. Mitten im Binnenland Afrikas erwartet uns plötzlich ein Anblick wie an der deutschen Küste: Hinter flachen, mit Grasbüscheln bewachsenen Dünen erstreckt sich ein salzüberkrusteter Strand bis zum Wasser. Die Tiere in der Mitte des salzigen Sees kenne ich bislang nur aus dem Tierpark: Abertausende Flamingos staksen auf der Suche nach kleinen Krebsen und Algen durchs knöcheltiefe Wasser.

Ein Foto aus der Nähe will einfach nicht gelingen, zu schreckhaft sind die rosa Vögel. Ganz aus der Nähe beobachte ich dafür später in der Elephant Valley Lodge eine armlange orangeblau-schillernde Eidechse, die sich genau wie ich in der Sonne vor meinem Safarizelt entspannt.
Simone Spohr
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