Südafrika

Pirschfahrt in der Dämmerung

Im Abendlicht schaut eine Giraffe aus den Büschen hervor. Foto: ld

Unterwegs in der Provinz Kwazulu Natal

Es ist sehr schade, dass Kwazulu Natal vor 20 Jahren von der Reisekarte verschwunden ist“, sagt der deutsche Hotelier Horst Frehse aus Kapstadt. Bis 1993 sei diese Provinz ein fester Bestandteil im Rundreiseprogramm von Südafrika-Reisenden gewesen, erklärt er und schwärmt von der Vielfältigkeit dieser Region. Und in der Tat: Außer Traumstränden gibt es im Landesinnern die Drakensberge, Savannen, Seen und Wetlands, man kann die Kultur der Zulu kennen lernen und in Naturreservaten die Big Five der afrikanischen Tierwelt aufspüren.

Mitten im Zululand, 280 Kilometer nördlich von Durban, liegt der älteste Wildpark Afrikas, das Hluhluwe-Imfolozi Game Reserve. „Ursprünglich war es das traditionelle Jagdgebiet der Zulu-Könige“, weiß Naturführer Mandla Mtimbu, ein Zulu mit langen Rastazöpfen. Als der Park 1895 gegründet wurde, ging es vor allem um den Schutz der Breitmaulnashörner, die damals fast ausgestorben waren. Heute ist ihre Zahl in dem 960 Quadratkilometer großen Nationalpark auf geschätzte 2.000 gewachsen, dazu kommen etwa 200 schwarze Spitzmaulnashörner. Damit besitzt dieses Wildreservat die größte Rhino-Population der Welt.

Auf Safaritour erlebt man die Tiere in einer hinreißend weiten, hügeligen Landschaft, durchzogen von Wasserläufen und bewaldeten Bergrücken. Mal sind es ganze Herden von Nashörnern, friedlich grasend mit Büffeln, Zebras und Nyala-Antilopen, mal ist es eine umherziehende Nashorn-Familie. 5.500 Büffel, 700 Elefanten, 250 Löwen, 80 Leoparden und tausende Antilopen gibt es im Park.

Spätnachmittags im offenen Geländewagen hält der Fahrer plötzlich an. ‧Eine Elefantenherde bricht ganz nahe aus dem dichten Buschwerk, in ihrer Mitte etliche Junge. Direkt vor dem Auto überqueren sie den Pfad. Langsam rollt das Fahrzeug weiter, das schrille Konzert der Zikaden bohrt sich ins Gehör, während es rasch dämmert. Über dunklen Büschen ragt der lange Hals einer Giraffe auf, und im Unterholz zeichnen sich die massigen Rücken von Nashörnern ab.

Frühmorgens um kurz vor fünf auf der Terrasse des Hilltop Camp schaut man sprachlos einem fantastischen Sonnenaufgang über den Bergen zu. Heißer Kaffee steht bereit, während sich der Himmel in Breitwand-Cinemascope glutrot einfärbt. Als es heller wird, geht es wieder auf Pirschfahrt, diesmal auf der Suche nach drei Löwen, die am Vortag gesichtet wurden. Ihre Spur führt in ein dicht bewachsenes Feld, wo die Löwen kaum sichtbar hinter ‧einem Busch schlafen.

Im Dezember 1999, fünf Jahre nach dem Ende der Apartheid, wurde der Isimangaliso Wetland Park (Isimangaliso bedeutet „Wunder“) wegen seiner ökologischen Einzigartigkeit als erstes Schutzgebiet Südafrikas zum Unesco-Weltnaturerbe erklärt. Tage brauchte man, um das 332.000 Hektar große Naturparadies aus Küstenwäldern, Mangroven und Korallenbänken, aus Stränden, Sanddünen, Seen und verzweigten Flussmündungen zu erkunden. Es reicht vom Lake St. Lucia bis an die Grenze Mosambiks.

526 Vogelarten gibt es hier, darunter Pelikane, kaspische Seeschwalben, Ibisse und Störche. An den Stränden legen Schildkröten ihre Eier ab, Wale und Delfine tummeln sich vor der Küste, und bei einer Bootsfahrt auf dem St. Lucia-See, der in Wirklichkeit Afrikas größter Meeresarm ist und wie ein Fluss aussieht, kann man träge im Wasser liegende Flusspferde und Krokodile beobachten.
Lottemi Doormann
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