Botswana

Afrikas Arche Noah

Breitmaulnashörner gelten inzwischen als gefährdete Spezies.

Das Okavangodelta ist inzwischen Unesco-Welterbe

Löwen sind ebenfalls von der Wilderei bedroht.

Elefantenherden durchstreifen den Busch.

Aufmerksam: Nashorn-Tracker halten Ausschau nach den grauen Riesen. Fotos: hb

Still jetzt! Maxwell Tidimalo sagt kein Wort, er legt nur den Finger auf die Lippen. Wieder einmal prüft der Guide des And Beyond Xaranna Okavango Delta Camps mit dem Stoffsäckchen, aus dem beim Schütteln feinster Aschestaub rieselt, die Windrichtung. Ein Nicken, dann deutet er auf den Boden.

Geduckt gehen wir weiter, schreiten auf Samtpfoten wie ein Leopard voran, nutzen jeden Busch als Deckung. Dann tauchen flackernde Ohren im Dickicht auf. Bruce, der dominante Bulle, und seine Begleiter Jemma und Mikey sind drei der Breitmaulnashörner, die inzwischen im Okavangodelta zu Hause sind.

Das 20.000 Quadratkilometer große Feuchtgebiet ist ein Refugium für Tier- und Pflanzenarten. Im Sommer wurde es zum 1000. Welterbe der Unesco erklärt, die Trophäenjagd ist verboten. Wer hier per Boot, Kanu oder Geländewagen unterwegs ist, wähnt sich in einer gigantischen Arche Noah. Riesige Herden von Elefanten und Büffeln streifen durch den Busch, dazu eine gesunde Population von Löwen und Leoparden.

Die Nachrichten aus dem Rest Afrikas sind weniger ermutigend. „Die Wilderei wird zur Epidemie: Wir verlieren fünf Löwen am Tag und fünf Elefanten in der Stunde“, sagt ‧Dereck Joubert, der mit seiner Frau Beverly als Filmemacher arbeitet und unter der Marke Great Plains Conservation Safaricamps betreibt. Rhinozerosse sind besonders bedroht: Breitmaul- und Spitzmaulnashorn gelten inzwischen als gefährdete Spezies.

„Wir müssen sofort handeln, um ihr Überleben zu sichern“, meint Beverly Joubert. Bei dem von den Safariunternehmen And Beyond und Great Plains Conservation gestarteten Projekt „Rhinos Without Borders“ sollen nun 100 Nashörner von den höchsten Risikogebieten Südafrikas nach Botswana umgesiedelt werden.

Das Budget von acht Millionen US-Dollar ist noch nicht finanziert, doch der Anfang ist gemacht: Im März werden die ersten 25 Tiere ihren Flug ins Delta antreten. Ein ausgeklügeltes System der Überwachung soll sicherstellen, dass die Nashörner in ihrer neuen Heimat besser geschützt sind.

„In Botswana gibt es den politischen Willen, die Tierwelt zu bewahren“, sagt Map Ives, der für Wilderness Safaris arbeitet und auch alle Nashorn-Projekte des Landes koordiniert. Unter seiner Regie wurden in den vergangenen 15 Jahren bereits etwa 50 Tiere ins Delta transportiert. Wohin genau bleibt ein Geheimnis, dass sich die Tiere wohlfühlen aber nicht: „Sie haben ihren neuen Lebensraum gut angenommen. Inzwischen gibt es 100 Nashörner.“ Mit „Rhinos Without Borders“ würde sich die Population der wild lebenden Tiere verdoppeln.
Helge Bendl