Marokko

Atlasgebirge: Radeln ohne Wunderlampe

Frauen vor der Hassan-II.-Moschee in Casablanca, einer der größten Moscheen der Welt

Frauen vor der Hassan-II.-Moschee in Casablanca, einer der größten Moscheen der Welt

Die Königsstädte lassen sich gut auf dem Fahrrad erkunden

Berauschende Abfahrt von Oukaimeden nach Tafza im Ourika-Tal durchs Atlasgebirge mit fantastischen Ausblicken

Berauschende Abfahrt von Oukaimeden nach Tafza im Ourika-Tal durchs Atlasgebirge mit fantastischen Ausblicken. Fotos: jw

Aladins Wunderlampe gibt es vermutlich auch hier. Dreimal reiben, fertig ist das Märchen aus Tausendundeiner Nacht: Versteckte Paläste, blühende Gärten in der Wüste, plätschernde Mosaikbrunnen ziehen sich kreuz und quer durch Marokko. Dazu der Hohe Atlas, dessen teils über 4.000 Meter hohen Gebirgszüge das Land gegen die heißen Winde aus der Sahara abschirmen. All das lässt sich vom Fahrrad aus erleben.

Beispielsweise die Abfahrt von der Skistation Oukaimeden auf 2.650 Metern Höhe: In weit geschwungenen Serpentinen geht es abwärts durch eine Mondlandschaft in Ocker und Rotbraun. Über die Kultur der Berber erfahren wir alles von Salah, der uns in Tafza durchs Ecomusee Berbere führt. „In diesen Teppich hat eine Mutter ihrem Sohn eine Botschaft geknüpft. Welche ist es?“ Das ist anhand der eindeutigen Symbolik nicht sonderlich schwer zu erkennen: Er soll viele Kinder zeugen. „Richtig, du bist Berberexperte!“, lacht Salah.

1001 Nacht: Die Städte

Während der Reise wechseln sich Städtetouren mit Radtouren ab, Kultur mit Natur. Die alten Königsstädte Marrakesch, Fes und Casablanca erobern wir zu Fuß mit Stadtführern, durch Meknes radeln wir mit Said. Blumig beschreibt er das Stadtbild und malt es uns auf: Medina, Königsviertel, jüdisches Viertel. Vorsichtig radeln wir an hoch aufgetürmten Dattel- und Gewürzpyramiden vorbei. Auch Rabat erobern wir auf dem Fahrrad: Teils geht es am Meer entlang, dann zum hoch aufragenden Hassan-Turm und dem gigantischen Mausoleum Mohammeds V. 

Über die Dörfer

Die meisten Touren führen durch Berberdörfer und bieten spektakuläre Downhills mit weiten Ausblicken auf das Atlasgebirge, auf Olivenbäume und Stauseen, die wie blaue Augen in der Landschaft liegen. Auf dem Weg zu den Wasserfällen von Ouzoud, den höchsten Marokkos, kommen wir an einem dörflichen Markt vorbei. Dromedare und Kamele lagern ringsum.

Im Zedernwald von Azrou wiederum sind Berberaffen die Attraktion. Von dort radeln wir auf einer Art alpiner Hochebene bis in den Skiort Ifrane. Der Lohn einer rasanten Abfahrt ist eine beeindruckende Schlucht mit hoch aufragenden Felswänden und schließlich ein „Café nous nous“ (halb Kaffee, halb Milch) im Straßencafé eines Berberdorfs.

Bergauf ging es bislang selten, aber nun strampeln wir doch einige Höhenmeter hinauf in die heilige Stadt Moulay Idriss, die am Zerhoun-Gebirge zu kleben scheint. Fünf Wallfahrten hierher ersetzen muslimischen Gläubigen eine Hadsch nach Mekka.
Das Fazit der Reise: Vom Rad aus lässt sich ein Land viel intensiver erkunden als mit dem Bus, auch mit den Einheimischen kommt man wie von selbst ins Gespräch. Eine Wunderlampe ist dazu nicht nötig.

Judith Weibrecht

Drei Radtouren in Marokko

Die beschriebene elftägige Reise „Marokko: Radeln auf den Spuren der Könige“ ist buchbar bei Wikinger Reisen. Außerdem bei Wikinger im Programm ist die 15-tägige Radreise „Faszination Wüsten und Oasen“, die durch den Süden Marokkos und bis an die Küste führt. www.wikinger-reisen.de

Biketeam bietet die konditionell anspruchsvollere Tour „Mit dem Mountainbike über den Hohen Atlas und durch Oasenstädte“. Sie dauert ebenfalls 15 Tage. www.biketeam-radreisen.de