Marokko

Sahara: Ab auf die Düne!

Endlos weit und faszinierend schön: die Sahara. Foto: GregMontani/pixabay

Eine Nacht im Wüstencamp reicht aus, um die Faszination Sahara zu begreifen

Beste Stimmung in der Wüste: Die Tuareg lieben Musik. Foto: lg

Die Reise von Agadir bis zu dem kleinen Dorf am Rande der großen Wüste dauert kaum einen Tag. Tausende Arganbäume säumen den Weg von der Küste in die größte Sandwüste der Welt. Seit Ewigkeiten stehen die Bäume bereits dort, Straße und Autos sind Teil der jüngeren Geschichte: Arganbäume können Hunderte Jahre alt werden. Und sie lassen sich auch nicht durch Trockenperioden und Wassermangel stören.

Es dauert einige Stunden, bevor man von Agadir kommend bemerkt: Die Sahara rückt näher. Deutlich wird das unter anderem durch das Verschwimmen der Farben. Grün wird zu Braun und Orange, unterbrochen von Grautönen. Die Landschaft wird karger.

Am Rande der Wüste verlassen wir den Minibus und wechseln in allradbetriebene Jeeps. Mit ihnen wollen wir am frühen Abend ein Wüstencamp hinter den ersten großen Dünen der Sahara erreichen. Es ist der Außenposten des Hotels Bab Rimal in Foum Zguid – und führt uns in eine andere Welt.

Wir sind kaum losgefahren, da verändert sich die Landschaft radikal. Steinige Pisten bestimmen nun die Landschaft, Vegetation gibt es kaum noch. Die Sonne im Rücken, verändern sich die Farben nunmehr langsam, aber kontinuierlich: Aus grauen Steinen wird ein Mix aus Orange, Gelb und Grau. Die Landschaft strahlt etwas Endgültiges aus, ein Hauch von Ewigkeit liegt nun über der Piste. Die Berge in der Ferne erstrahlen bald in wundervollem Rot.

Kurz vor Sonnenuntergang halten die Jeeps an. Beim Verstummen der Motoren wird deutlich, wie weit wir uns schon nach dieser kurzen Fahrt in unbesiedeltes Gebiet begeben haben. So weit das Auge reicht ist nichts zu sehen, was an die gewohnte Zivilisation in Deutschland oder die Großstädte und Dörfer Marokkos erinnert.

In tiefster Finsternis kommen wir einige Stunden später im Camp an. Dort wartet man bereits auf die Gäste aus dem fernen Agadir: Wir werden feierlich empfangen, das Camp erstrahlt im Licht der Lagerfeuer und Kerzen – es ist ein malerischer Anblick. Uns werden kleine Snacks und süßer Pfefferminztee gereicht, gebannt blicken wir uns um: Das hier ist eine ganz andere Welt, als wir sie kennen.

Wüste im Schein der Fackeln

Schemenhaft erkenne ich durch den Feuerschein, dass die Zelte inmitten zweier riesiger Sanddünen liegen. Der Blick wandert über die Schatten der Dünen hinauf an einen Himmel, der aufgrund des fehlenden Mondes ein Lichtermeer aus Sternen ist. Unglaublich.

Geführt von einem Tuareg gehen wir in die Dunkelheit der Wüste. Laufen barfuß durch den kühlen Sand, ein Stückchen die Düne hinauf, um dem Schein der Fackeln zu entkommen. Hier scheinen die Sterne zum Greifen nahe zu sein. Die Milchstraße bahnt sich einen Weg durch den Himmel wie die Kondensstreifen eines A380.

Mit diesem Eindruck im Kopf sitzen wir später im Schneidersitz beim Abendessen. Serviert wird eine typisch marokkanische Tajine, die nach dem langen Tag besser schmeckt als je zuvor. Die Teller sind kaum leer gegessen, da packen unsere Gastgeber Gitarren aus.

Kurz darauf sitzen wir alle am Lagerfeuer, auch ich darf zur Gitarre greifen. Die Musik der Wüstenmenschen sorgt für eine wunderbare Stimmung, einige Gäste tanzen im Sand. Ausgelaugt und glücklich liegen wir später in den Zelten.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es schon hell. Ich spähe aus dem Zelt – und traue meinen Augen nicht: Erstmals in meinem Leben sehe ich die Sandwüste der Sahara bei Tageslicht. Es ist umwerfend.

Die Tücken einer Düne

Die Dünen um uns herum sind 40, zum Teil 60 und 100 Meter hoch. Wir stürmen nach oben und haben das Gefühl, das Fünffache an Höhe zu erklimmen. Als ich vor einigen Jahren im Himalaya auf über 4.000 Meter aufstieg, ging mir lange nicht so schnell die Puste aus.

Unser Guide ist bereits oben. Genüsslich blickt er zu uns hinunter und ruft: „Versucht es doch mal auf der anderen Seite. Dünen haben zwei Seiten! Eine steht zum Wind und ist relativ fest. Die andere liegt auf der Lee-Seite, wo der Wind nicht hinkommt. Dort ist der Sand weich.“

Verwirrt schaue ich auf meine Füße. Mit jedem Schritt versinke ich fast zehn Zentimeter tief im Sand. Dies ist definitiv die falsche Seite. Beim nächsten Mal werde ich schlauer sein.
 

Leonard Gürtler
 

Marokkos Sahara
... ist bei vielen Erlebnis- und Studienreiseveranstaltern im Programm, darunter Ikarus Tours, Gebeco/Dr. Tigges, Studiosus, Marco Polo und Chamäleon. Eine Einstiegstour bietet Dertour: In vier Tagen geht es ab/bis Marrakesch unter anderem nach Merzouga mit den höchsten Sanddünen Marokkos. Eigene Gruppenreisen werden über diese Veranstalter oder mit Hilfe von Incoming-Agenturen vor Ort organisiert. Ein guter Kontakt ist das Netzwerk für ländlichen Tourismus (www.maroc-tourisme-rural.com) Ansprechpartnerin ist Khadija El Mamoun.