Myanmar

Wind of Change

Von oben: morgendliche Ballonfahrt über Bagan.

Myanmar: Im ganzen Land herrscht Aufbruchstimmung

Einer der Tempel in der Nähe von Mandalay. Fotos: hb

Par Par Lay hat eine Lieblingsgeschichte. Sie spielt am Rande eines Gipfeltreffens. „Selbst wenn ein Amerikaner keine Beine hat, kann er den Mount Everest besteigen“, sagt dort der Präsident der USA. „Ein Russe kann durchs Eismeer bis nach Alaska schwimmen, auch wenn er keine Arme hat“, kontert sein russischer Kollege. „In meinem Land“, sagt der General aus Myanmar, „kann ein Mann ohne Kopf 20 Jahre lang regieren.“

Der Frontmann der Komödianten-Truppe Moustache Brothers aus Mandalay muss sein Programm ändern, denn die politische Bühne ändert sich. Die alten Militärs haben die Macht an eine Zivilregierung übergeben. Politische Gefangene wurden entlassen, Schritt für Schritt wird die Zensur gelockert. „Jahrzehnte haben wir auf Veränderungen gehofft“, sagt der Künstler.

Myanmar öffnet sich, auch im Kleinen. Vor Jahren wollte kein Rikschafahrer Mandalays zum Haus der Artisten fahren. Jetzt kommen Touristen. Selbst die Guides riskieren ein Ohr, obwohl das Trio vor Burmesen noch nicht spielen darf. Und bei den Mädchen, die Blattgold zuschneiden, damit man es einer großen Buddha-Statue auf die Schenkel kleben kann, hängt ein Bild von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Das hätte früher richtig Ärger gegeben.

Zwischen Mandalay und dem Tempelberg von Sagaing macht sich der Irrawaddy breit. China wollte Myanmars Lebensader mit einem Damm bändigen, doch die neue Regierung machte den Deal rückgängig. „Ich bin vor Freude in die Luft gesprungen, als ich das gehört habe“, strahlt Myo Lwin, Kapitän der Road to Mandalay.

Orient-Express Trains & Cruises hat das Rheinschiff in einen luxuriösen Hoteldampfer verwandelt, der von Mandalay nach Bhamo fährt und vor den Pagoden der Tempelstadt Bagan ankert. Als Gast darf man den Kapitän auf der Brücke besuchen. Früher hat er referiert, was für eine Herausforderung es ist, auf dem Fluss zu navigieren. Inzwischen redet er mit seinen Gästen auch über Politik. „Noch vor einem Jahr hätte ich mir die Zunge abgebissen. Jetzt rede ich offen.“

Weil Myanmar jahrzehntelang isoliert war, startete der Tourismus nie richtig durch. Die Statistiken sind deutlich: 2010 registrierte man am Flughafen von Yangon nur 11.000 deutsche Touristen. Veranstalter machten einen Bogen um das von der Militärjunta von Burma in Myanmar umbenannte Land. Volksheldin Aung San Suu Kyi forderte einen Tourismus-Boykott. Andere Oppositionelle waren weniger streng – denn auch viele Burmesen, die mit der Regierung nichts zu tun hatten, profitierten von den Gästen.

Mit der Öffnung des Landes entdecken nun mehr Veranstalter Myanmar. „Es mag zynisch klingen. Aber durch die lange Abgeschiedenheit hat sich das Land seine Ursprünglichkeit bewahrt. So wie hier kann man den Buddhismus in Asien nirgendwo sonst erleben. Es ist alles echt, keine Folklore“, sagt Manuel Rose, Inhaber von Rose Travel Consulting. Und auch die Airlines kommen: Ab Winter fliegt Condor erstmals nach Yangon.

Helge Bendl

Reiseinfos

Beste Reisezeit für Myanmar ist die milde Trockenperiode zwischen November und Februar. Deutsche benötigen zur Einreise ein Visum, das bei der Botschaft Myanmars in Berlin beantragt werden muss.