Jordanien

Wellness mit Schlamm

Untergehen geht nicht: Im Toten Meer kann man beim Baden auch lesen.

Am Ostufer des Toten Meeres ist das Wohlfühlangebot lebendig und vielfältig

Sieht nicht gerade vornehm aus, ist aber gesund: der Schlamm aus dem Toten Meer. Fotos: Reisefeder

Tiefschwarz und seidig glänzend quillt er beim Quetschen geschmeidig zwischen den Fingern hervor - der feine Schlamm aus dem Toten Meer. Er dient einem ganz besonderen Strandvergnügen: der Ganzkörperschlammpackung. Sie macht die Haut zart und löst sich beim Salzwasserbad von selbst wieder auf. Schon vor dem Frühstück stehen die ersten Badegäste bereit und schmieren einander mit Vergnügen die schwarze Masse auf die Haut. Bald sehen sie aus wie in Tinte getunkt - zum gebührenden Bewundern sind an manchem Hotelstrand in Jordanien gleich ein paar Spiegel aufgestellt.

Im Hintergrund liegt ruhig die lichtgraue Oberfläche des Toten Meers, ein feiner Dunstschleier darüber. Es enthält so viel Salz, rund 28 Prozent im Schnitt, dass es nicht wirklich zum Herumtollen und Schwimmen taugt. "Bloß nicht mit dem Kopf untertauchen", hatte Guide Osama gewarnt. Übermütige Kopfsprünge ins konzentrierte Salzwasser lassen die Augen noch Tage später tränen. Doch der Haut tun die vielen gelösten Minerale richtig gut, sie haben eine heilende Wirkung. Schon König Herodes soll hier gebadet haben, um sein Rheuma zu lindern.

Das schwerelose "Schweben" im wohltemperierten Salzwasser ist entspannend. Untergehen geht einfach nicht. Tatsächlich lässt sich hier beim Baden genüsslich Zeitunglesen. Und die Luft ist ein Genuss und tut der Lunge gut: Trocken, sauber und pollenfrei ist sie, dazu reich an Sauerstoff. Der tiefstgelegene See der Welt, 422 Meter unter dem Meeresspiegel, bietet gesundes Reizklima wie ein Kurort. Obendrein scheint die Sonne rund 330 Tage im Jahr.

Am Nordostufer des Toten Meers steht eine ganze Handvoll hochklassiger Hotels, alle mit breitem Wellness-Angebot. Hier hat Jordanien in sanften, umweltfreundlichen Tourismus auf hohem Niveau investiert. Das kleine Königreich ist ein Pol der Ruhe, Stabilität und Offenheit mitten im Nahen Osten. Es zählt heute zu den Top-Five-Ländern der Welt für Gesundheitstourismus, mit hochwertigen medizinischen Dienstleistungen. Wer möchte, kann also den Schlamm oder das Salz-Peeling auch von geschulten Händen auftragen lassen.

Eines der ersten Häuser am Ufer war das Mövenpick Resort & Spa Dead Sea, in kleinen Gebäuden angeordnet wie ein arabisches Dorf, von Palmen und Pools gesäumt. Sein Spa bekam von den Lesern des Condé Nast Traveller Magazins kürzlich zum dritten Mal die Auszeichnung: "Bestes Spa des Nahen Ostens." Als jüngster Zuwachs der Hotellandschaft eröffnete vor Kurzem das Holiday Inn, gegen Ende des Jahres soll das Fünf-Sterne-Haus Crowne Plaza folgen.

Neben Erholung hat der Standort Totes Meer auch spannende Tagestouren in die Umgebung zu bieten. Sogar die legendäre Felsenstadt Petra, die quirlige Hauptstadt Amman oder die Mosaikstadt Madaba sind im kleinen Land binnen weniger Stunden zu erreichen. Viel näher noch liegt ein natürliches Thermalbecken mit 50 Quellen und Wasserfall, eingebettet in den Eco Sports Park voller Wander- und Trekking-Pfade. Und Bibeltouristen finden nicht weit entfernt die Taufstelle Jesu am Jordan, das Grab Moses oder die Stelle, wo Lots Frau zur Salzsäule erstarrt sein soll.

Solches Salz und auch Schlammpulver - in Kosmetika verarbeitet oder pur im Tontöpfchen - gehört später unbedingt ins Reisegepäck, um daheim den Urlaub fortzusetzen. Dann lebt das Wohlgefühl des Toten Meers selbst in der eigenen Badewanne wieder auf.
Dörte Saße