Brunei

Per Schnellboot in die Wildnis

Leben auf dem Wasser: Kampong Ayer ist nur per Boot erreichbar.

Moderne Skyline und Urwaldromantik liegen nah beieinander

Der „Canopy Walk“ im Ulu Temburong National Park. Fotos: fh

Für die Bewohner von Kampong Ayer führt kein Weg am Wasser vorbei. Ihre bunten Holzhäuser stehen auf Stelzen mitten in der Mündung des Sungei Brunei. Das wäre wenig verwunderlich, läge Kampong Ayer nicht zugleich auch mitten in Bandar Seri Begawan, der modernen Hauptstadt des Sultanats Brunei. Rund ein Zehntel aller Bruneier leben in den traditionellen Holzhäusern - und das obwohl Brunei gleich nach Singapur das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Südostasien hat.

Hier und da flitzen kleine Wassertaxis zwischen den Wassersiedlungen und dem Festland hin und her, doch die Geschäftigkeit täuscht: Manch ein Einwohner von Kampong Ayer setzt tagelang keinen Fuß auf festes Land: Per Holzbrücken miteinander verbunden, ist das Wasserdorf ein autarker Stadtteil mit Schulen, Geschäften, Ärzten und Moscheen.

Trotz seiner geringen Größe - das Staatsgebiet misst gerade mal 5765 Quadratkilometer - vereint Brunei gleich eine ganze Handvoll Gegensätze auf engstem Raum: Dank der Öl- und Gasvorkommen ist das Sultanat ein reiches Land ohne Steuern, aber mit Skyline und dennoch so traditionell wie kaum ein anderes auf diesem Globus. Unglaublich protzig wirkt Brunei bisweilen und kommt als streng islamischer Staat doch ohne Nachtleben aus.

Obwohl nahezu alle Bewohner mindestens ein Auto besitzen, ist Brunei zugleich auch über weite Strecken wahre Wildnis. Mehr als ein Drittel der Staatfläche steht unter Naturschutz. Wer beide Seiten sehen will, hat es immerhin nicht weit: Vom modernen Bandar Seri Begawan geht es in 45 Minuten per Schnellboot nach Bangar, dem Einfallstor zum "wilden Westen" Bruneis. Schon dieser Teil der Reise, entlang dichter Mangrovenwälder, ist Teil der Attraktion: "Waren das nicht gerade Nasenaffen? Hey, Krokodile!", stupsen sich die Touristen unterwegs an.

Ab Bangar geht es per Langboot über den Temburong-Fluss in den Dschungel des Ulu Temburong National Park. Es gurgelt und plätschert, Stromschnellen lassen das Boot schwanken, die Luft klebt schwül an der Haut: Temburong ist Tropen pur. Auch klimatisch.

Spätestens auf dem Weg zum "Canopy Walk" über den Wipfeln des Primärwaldes - immerhin 400 Höhenmeter über dem Fluss - erblassen auch erprobte Sportler. Zugegeben, er ist nicht der einzige in Südostasien. Aber ganz schön einsam und vergleichsweise vertrauenswürdig, da aus solidem Metall. In 50 Metern Höhe - für Menschen mit Höhenangst eine einmalige Gelegenheit zur Panikattacke vor bestechend schöner Kulisse - scheint der Blick über den Dschungel endlos.

Spätestens an diesem Punkt der Reise bereuen die meisten, nur zwei Tage Brunei eingeplant zu haben. Wer's besser machen will, ist im Ulu Ulu Resort (www.uluuluresort.com) richtig: Mitten im Nationalpark gelegen, lassen sich hier sogar Nachtexkursionen im Dschungel arrangieren.

Françoise Hauser

Brunei bei den Veranstaltern
Reisen nach Brunei sind nur bei Spezialisten buchbar. Bei Tischler Reisen gibt es etwa einen Drei-Tage-Baustein "Überland nach Brunei". Bei Studiosus und Gebeco sind 20-tägige Studienreise-Kombinationen des Sultanats mit Malaysia, Indonesien und Singapur im Angebot, bei Meier's Weltreisen eine zweiwöchige Tour durch Nordborneo mit Brunei.

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