Philippinen

Höhlengräber und Reisterrassen

Die Jeepneys starten, sobald sie voll besetzt sind

Luzon bietet mehr als die Hauptstadt Manila

Wie Stufen zum Himmel: Die berühmten Reisterrassen umschließen das Dörfchen Bangaan. Fotos: bk

Über 7.100 Inseln hat das Land. Doch von Luzon kennen die meisten Urlauber nur den Airport von Manila oder die wenigen Touristenviertel der Hauptstadt. Dabei fasziniert das größte Eiland der Philippinen mit ‧Kolonialstädtchen, bizarren Felsen mit hängenden Särgen, spektakulären Reisterrassen sowie feinen Sandstränden im Süden und auf vorgelagerten Inseln.

Sagada, ein Gebirgsort im Norden mit kleinen Hotels und Restaurants, ist umgeben von Reisfeldern, Wäldern und ein paar Wasserfällen. Nach einer knappen Stunde Wandern erreicht man die meisten Höhepunkte.

In Höhlen sind hölzerne Särge gestapelt, auf manchen ruht ein Totenschädel. Durch das morsche Holz schimmern Skelette. Särge hängen auch hoch an der Felswand, von rostigen Haken und Metallbändern gehalten. Das Volk der Igorots glaubte, dass die Seele der Toten unter der Erde erstickt.

Die Höhenstraße von Sagada nach Banaue wird begrenzt von schroffen Felswänden, Nebelwald, Reis-, Mais- und Bohnenterrassen. In manchen Tälern schäumen reißende Flüsschen.

Was für ein Blick: Zwei Dutzend Häuschen und ein Kirchlein stehen unten im Rund gedrängt, umwachsen von sattgrünen Reisterrassen an steilen Hängen. Bangaan nahe Banaue wirkt wie das wehrhafte gallische Dorf von Asterix und Obelix, das kämpft, nicht überwuchert zu werden. Manche Terrassen-Strukturen erinnern an Pyramiden. Ganz Banaue und Umgebung sind eine architektonische Meisterleistung: Reisterrassen, wohin das Auge schaut, auch in Pyramiden- und Quaderform. Manche kleine Flächen türmen sich nach oben wie Stufen zum Himmel.

Interessant auch die Westküste von Luzon: Hier ankerten die schwer beladenen Dschunken der Chinesen, lieferten Seide und Porzellan, luden Gold und Produkte der Bergvölker. Im Jahr 1572 nahmen die Spanier die Hafensiedlung ein. Heute sind in der Stadt Vigan asiatisches Design und Kolonialarchitektur in wohl einzigartiger Weise verwoben. Eine Fahrt mit der Pferdekutsche durch die Unesco-Welterbestätte über Kopfsteinpflaster und Plazas zwischen Kathedrale, Museen, Laternen und Häusern aus spanischer Zeit bleibt unvergessen.

Spanisch geht es teilweise auch in der Hauptstadt Manila zu, einem hektischen Zwölf-Millionen-Moloch aus Hochhäusern, Hafen, Slums und Müllhalden. Umgeben von Vulkanlandschaften, Tropenwäldern und Südchinesischem Meer, fasziniert die Metropole mit historischen Mauern, Küstenpromenaden, Museen und Galerien. Und dem Intramuros. Die Festungsstadt wurde 1571 von den Kolonialherren mit dem Fort Santiago errichtet. Hier steht auch die Kirche San Augustin. Sie ist eine der vier zum Weltkulturerbe erklärten Barockkirchen des Landes.

Wer weniger als 1,65 Meter misst, kann alle Verkehrsmittel benutzen auf Luzon. Für größere Menschen dürfte eine Fahrt im Taxi-Trike, auch Tricycle genannt, mit gebeugtem Kopf und hoch gezogenen Knien in der Mini-Beiwagen-Kombüse am Moped zur Tortur werden.

Originell sind auch die bunt bemalten Jeepneys, eine Mischung aus Jeep und Bus. Die starten meist, wenn es voll und richtig eng wird. In Städten und Touristenzentren ist ein – meist sehr preiswertes – Auto-Taxi vorzuziehen. Auf langen Strecken fahren viele klimatisierte Busse.
Bernd Kubisch