Dubai

Tom Cruise unter der Goldkuppel

Burj Khalifa: Das welthöchste Gebäude spielte in „Mission Impossible“ auch eine Rolle.

Dubai mausert sich zu einem neuen Mekka der Filmszene

Dhaus am Dubai Creek: ‧Diese Kulisse kann auch andere Filmschauplätze vorgaukeln. Fotos: hs

Als er das letzte Mal da war, trugen die meisten Menschen um ihn herum Turbane. Es gab indisches Fingerfood auf einem Stehempfang und es lief so etwas wie verpoppte indische Tempelmusik vom Band. Mitfeiern konnte er nur kurz, weil er sich in eines der oberen Stockwerke schleichen und einen Gangster zur Strecke bringen musste, bis endlich jemand „Cut“ und „Thank you“ rief, Scheinwerfer und Mikros abgeschaltet wurden: Tom Cruise in Dubai.

Als er hier für den vierten Teil des Kino-Welterfolgs „Mission Impossible“ vor der Kamera stand, doubelte das damals noch nicht ganz fertiggestellte Hotel Jumeirah Zabeel Saray auf der Landgewinnung The Palm vor Dubais Küste den Palast eines Milliardärs in Mumbai (Bombay). Vierhundert Statisten für die Tanz- und Fingerfood-Szene in der mit Gold, Stuck und prachtvollen Säulen und Bögen ausstaffierten Lobby waren via Zeitungsinserat gesucht worden. In den Tagen zuvor war der Hollywoodstar in Höhe des 145. Stocks an der Fassade des Wolkenkratzers Burj Khalifa entlang geklettert, davor war in Prag und Vancouver gedreht worden. Und seitdem geben sich Produzenten auf Location-‧Suche hier die Klinke in die Hand.

Dubai mit seiner unverkennbaren Skyline, die von jenem mit 828 Metern höchsten Gebäude der Welt dominiert wird, aber auch mit seinem Multikulti-Mix an möglichen Sets mausert sich zur Filmmetropole: weil manches Gebäude dort mit wenigen Handgriffen der Kulissenbauer so tun kann, als stünde es in Indien oder Pakistan, in Manila oder Shanghai, sogar in Teheran oder New York.

Der Gold Souk könnte zwei Einstellungen lang an jedem Ort der arabischen Welt, der Gewürzmarkt für einen Kameraschwenk in Kairo, die langen Reihen der alten bauchigen Dhaus, der betagten Holzschiffe entlang des Dubai Creeks, auch in Mumbai oder Karachi sein. Nie müsste das Filmteam mit allem Equipment für viel Geld weiterreisen, und immer ließe sich dem Kinozuschauer vorgaukeln, ein neuer Film spielte an den verschiedensten Orten der Welt.

Die Superstars des indischen Kinos, die Helden von „Bollywood“, drehen deshalb nahezu ununterbrochen in Dubai. Und auch George Clooney drehte bereits in der Wüstenmetropole, Matt Damon war damals mit von der Partie. Von der Autobahn im Hinterland der Stadt aus filmten sie mit der Skyline am Horizont – obwohl im Film „Syriana“ mit keinem Wort fiel, dass es sich um Dubai handelte.

Gut vierzig Millionen Reisen sind einer Untersuchung zufolge weltweit jedes Jahr durchs Kino motiviert. Ein Film infiziert die Menschen offenbar, an dessen Dreh- oder Handlungsorte zu reisen, und das, was auf der großen Leinwand so schön war, selber erleben zu wollen.

Jumeirah hatte sich daher vor dem Tom-Cruise-Dreh vertraglich ausbedungen, mit der Rolle des Zabeel Saray in dem Hightech-Agentenstreifen werben zu dürfen – damit auch ein paar der 40 Millionen Filmreisenden davon erfahren, denn im Film ist das Gebäude schließlich gar nicht als Hotel kenntlich gemacht.

Da hatte es das Armani Hotel besser, das ein gutes Dutzend Stockwerke im Burj Khalifa belegt. Cruise und sein Agenten-Team checkten quasi vor laufender Kamera dort ein, teilten so der Kinoöffentlichkeit mit, dass es in dem realen Tower ein Hotel geben muss. Weil es das einzige in dem Gebäude ist, musste nicht mal der Name fallen.

Und weil Werbung alles ist, durfte Agent Ethan Hunt alias Tom Cruise sogar die Fensterscheibe seiner Suite zertrümmern und nur mit einem Seil gesichert aus dem 145. Stock springen. In Wirklichkeit reicht das Armani Hotel nur bis zum 39. Stock.
Helge Sobik
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