Iran

Picknick auf dem Imam-Platz

Auf dem Imam-Platz treffen sich die Familien zum Picknick.

Eine Reise zu Kulturschätzen und gastfreundlichen Menschen

Iran ist reich an Kultur, hier die Unesco-‧geschützten Felsgräber in Naqsh-e Rostam.

Tourismusstudentin Sima Jahandideh. Fotos: hpg

Die Begegnung mit mehreren iranischen Familien auf dem legendären Imam-Platz im Zentrum von Isfahan ist für mich ein unvergesslicher Moment. Unmittelbar vor der zwischen 1611 und 1630 erbauten „Königsmoschee“, einem Meisterwerk islamischer Baukunst, waren sie gerade dabei, ein Picknick vorzubereiten. Eine Frage reicht und schon können wir nach Herzenslust fotografieren, werden mit „Khosch Amadid“ – wie geht’s? – herzlich willkommen geheißen und zum Picknick eingeladen.

Und während wir uns, von unserem Reiseführer Amir Nazari unterstützt, zwischen Tee und Säften verständigen, machen Suppen, Kebabs mit Safran-Reis und andere gut gewürzte Köstlichkeiten die Runde. Natürlich dürfen da auch die für die Region typischen, leckeren Honigmelonen und weißen Granatäpfel nicht fehlen. „Kommt bald wieder und bringt noch mehr Gäste mit“, rufen sie uns zu, als wir unseren Rundgang auf dem zweitgrößten Platz der Welt, der seit 1979 Welterbe ist, fortsetzen.

In einer Seitenstraße kommen wir mit Mostafa Fotowat in dessen gemütlichem Atelier ins Gespräch. Er zeigt uns stolz seinen Entwurf für eine Briefmarke der Deutschen Post vom Brandenburger Tor und freut sich über die zunehmende Zahl Deutsch sprechender Touristen in seiner Stadt. Von der Terrasse des Ali-Qapu-Palasts schauen wir uns den imposanten Platz mit der Lotfullah-Moschee noch einmal an von oben aus an.

Über steile, ungewöhnlich hohe Stufen steigen wir in das so genannte „Musikzimmer“ des Palastes. Die aus Gipsabdrücken kunstvoll geformte Decke sorgt hier für beste Akustik. Eine amerikanisch-kanadische Touristengruppe hat gerade ein Friedenslied angestimmt. Schon bald stimmen wir und iranische Besucher mit ein – ein weiteres emotionales Zeichen in dem sich öffnenden Land.

Lautes Hämmern erwartet uns bei den Kupferschmieden im ausgedehnten Basarviertel am Imam-Platz. Ihre Kunst ist hier ebenso zu bewundern wie die der Teppichknüpfer, Keramikmaler, Stoffdrucker und Goldschmiede. Der lebendige, zweigeschossige Große Basar mit seinen Kuppeln gehört zu den größten im Land. Von einer gemütlichen Teestube haben wir einen schönen Blick auf den Imam-Platz, auf dem nur Fußgänger und Pferdekutschen unterwegs sind.

Sima Jahandideh hat von unserem Besuch in den Medien erfahren und freut sich auf Gespräche mit uns. Die Tourismusstudentin gehört zu den 70 Prozent Iranern unter 25 Jahren. Modisch mit dem obligatorischen Kopftuch gekleidet, berichtet sie stolz von touristischen Highlights in ihrem Heimatland, das immer mehr Studien- und Erlebnisreisende aus aller Welt anzieht. Unter den vier Millionen Touristen 2013 waren über 10.000 Besucher aus Deutschland.

Sima empfiehlt uns einen Besuch des bisher einzigen Eco-Wüsten-Camps in Matin Abad. Das Camp ist ein idealer Ausgangspunkt nicht nur für Wüsten-Trekking und -Fahrradwandern, es bietet auch geführte Ausflüge ins Gebirge und zum Großen Salzsee, zur Beobachtung des grandiosen Sternenhimmels sowie zu Wildtieren und Vögeln an. Immer mehr gefragt sind auch Touren, zu denen Begegnungen mit den Bewohnern in Dörfern gehören. Das Eco-Projekt soll mit Zelten, Restaurant und Türkischem Bad ausgebaut werden.

Im Schah-Cheragh-Heiligtum in Shiraz haben sich Tausende Muslime zum abendlichen Gebet in dem von blau gefliesten Kuppeln umgebenen riesigen Innenhof versammelt. Hier, im drittwichtigsten Heiligtum der Schiiten im Iran, nehmen wir Abschied von dem Land.
Hans-Peter Gaul