Indien

Zur Sonne, Prinzessin!

An den kilometerlangen Sandstränden an der Küste Südindiens findet jeder einen Platz

An den kilometerlangen Sandstränden an der Küste Südindiens findet jeder einen Platz

Kap Komorin an der Südspitze Indiens ist Stranddestination und religiöser Ort zugleich

Die Statue von Swami Vivekananda steht auf einer Insel

Die Statue von Swami Vivekananda steht auf einer Insel. Fotos: Enchanting Travels, Comtour

Ausschlafen gilt nicht! Wer an einem der beeindruckendsten Spektakel im südindischen Unionsstaat Tamil Nadu teilnehmen will, muss morgens beizeiten auf den Beinen sein. Kurz vor sechs sind die besten Plätze am Kap Komorin schon alle besetzt. An diesem Ausläufer der Westghats, einer Gebirgskette, die die fruchtbaren, tropisch schwülen Regionen Keralas von den trockenen, heißen Niederungen Tamil Nadus trennt, kommen die Fans eines überwältigenden Naturschauspiels immer wieder zusammen: sowohl ausländische als auch einheimische Touristen, aber ebenfalls etliche der 20.000 Einwohner aus Kanniyakumari, dem unmittelbar am Kap liegenden Fischerstädtchen, in dem zudem Reis, Tapioka, Kokospalmen und Kautschukbäume eine wichtige ökonomische Rolle spielen.

Nirgendwo sonst in Indien, heißt es, sei das tägliche Schauspiel des Sonnenaufgangs so faszinierend wie an der südlichsten Spitze des Subkontinents. Nirgendwo sonst leuchteten die Farben Rot, Orange und Gelb so warm und so intensiv, mit keinem anderen sei das Licht an diesem Ort zu vergleichen. Was möglicherweise damit zusammenhängt, dass sich am Kap Komorin gleich drei Meere begegnen: zwei Ausläufer des Indischen Ozeans, das Arabische Meer und der Golf von Bengalen. Was übrigens dazu führt, dass man bei ganz seltenen Gelegenheiten gleichzeitig die untergehende Sonne und den aufgehenden Mond bestaunen kann.

Kein Wunder, dass an diesem mythisch-mystischen Plätzchen nicht nur eine bedeutende Göttin angebetet wird, sondern auch zwei berühmte indische Männer verehrt werden. So soll das Wort Komorin die Verballhornung eines tamilischen Namens sein, der den Herkunftsort der jungfräulichen Prinzessin Kumari bezeichnet. Die Gedenkstätte dieser Göttin, so verlangt es die hinduistische Religion, muss jeder Inder wenigstens einmal in seinem Leben besucht haben. Entsprechend groß ist die Zahl der meist preiswerten Unterkünfte, Garküchen, Souvenirläden und Erfrischungsbuden.

Nicht weniger zahlreich sind die Verehrer Mahatma Gandhis. Wo dessen Asche in die Fluten gestreut wurde, bekam der wohl berühmteste aller großen Männer Indiens 1956 ein Denkmal erinnernd an eine überdimensionale, bonbonfarbene Zuckertorte errichtet.

Einem anderen Inder wird auf offenem Meer gehuldigt. Wenige Hundert Meter vor der Küste von Kap Komorin liegt eine winzige Insel, zu der regelmäßig voll besetzte Fährboote fahren. Deren Passagiere besichtigen das Felsendenkmal für Swami Vivekananda, den ersten Hindu, der der westlichen Welt mit seiner Rede vor dem Weltparlament der Religionen 1893 diese östliche Philosophie näherbrachte und der jahrelang auf dem Eiland meditierte.

Der Reiz dieser Pilgerstätten am südlichsten Rand des Subkontinents wird von einer weiteren Attraktion fast noch übertroffen. Nur ein einziges Mal im Jahr – am 2. Oktober, dem Geburtstag des Vaters der indischen Nation Mahatma Gandhi – fällt um Punkt zwölf Uhr mittags ein Sonnenstrahl auf das Podest in der Mitte des schimmernden Monuments. Genau auf die Stelle, an der einst die Urne mit Gandhis Asche stand. Reisen zum Südzipfel Indiens bieten unter anderem Enchanting Travels, www.enchanting-travels.de und Comtour, www.comtour.com, an.

Georges Hausemer

Im Winter reisen
Das Klima in Südindien ist tropisch und feuchtheiß. Die Niederschläge werden vom Monsun bestimmt. Beste Reisezeit ist der europäische Winter, von Dezember bis März. Mehr Infos unter www.tamilnadutourism.org.

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