Papua Neuguinea

Auf dem Amazonas des Pazifiks

In manchen Orten entlang des Sepiks scheint die Zeit stehen geblieben zu sein

Entlang des Flusses Sepik leben in Papua-Neuguinea Brauchtum und Magie

Die Sepik Spirit versprüht noch den Charme vergangener Jahrzehnte. Fotos: smk

Er steht für Moskitos, Krokodile, Kannibalen und im Wasser treibende Leichen – und ich kann versichern, ich habe alles gesehen“, schrieb 1932 die US-Ethnologin Margaret Mead. Sie meinte den Sepik. Schon damals war der Fluss, der sich 1.100 Kilometer weit durch Papua-Neuguinea schlängelt, legendär: wegen der Schnitzkunst seiner Anwohner, der Kopfjagd und dem Kannibalismus, auch wenn nicht alle Kannibalen waren. Oftmals wollten die Krieger nur den Kopf des Gegners, als Trophäe.

„Die Köpfe wurden zunächst auf Blutsteinen deponiert“, sagt Dorfvorsteher Aron im Dorf Palimbai und zeigt auf konzentrisch angeordnete Steine vor dem Geisterhaus, Zentrum jedes Sepik-Dorfes, Ort geheimer Zeremonien und Initiationen. „Anschließend hat man sie gekocht, um das Fleisch zu lösen. Danach wurde der Schädel präpariert, bemalt und dekoriert und schließlich auf einem Schädelständer im Geisterhaus platziert.“ Zusammen mit anderen. Je mehr, desto besser, sie bedeuteten Macht und Prestige. „Dem zurückbleibenden Sud wurde manchmal noch Hundefleisch hinzugegeben und daraus Suppe gemacht, für verdiente Krieger und wichtige Leute.“

Heute brauchen Touristen keine Angst mehr um ihren Schädel zu haben, wenn sie den Sepik befahren. Die einst gefürchteten Kopfjäger haben ihre Aktivitäten schon vor Jahrzehnten eingestellt und weilen oft nicht mehr unter den Lebenden. „Der Brauch ist erloschen“, sagen die Papuas. Doch trotz voranschreitender Moderne, westlicher Kleidung und Handygebimmel im Geisterhaus – Traditionen und Rituale werden weiterhin gepflegt. Ebenso die Schnitzkunst, die Eingang in Museen in aller Welt fand.

Eine Fahrt auf dem Sepik beginnt meist am Mittellauf des Stromes, der kulturellen Schatzkammer der Region. Hier liegt auch die Sepik Spirit. 1991 in Dienst gestellt, hat das komfortable Schiff mit neun Kabinen und privater Atmosphäre über 20 Jahre den Fluss befahren. Anfang des Jahres 2013 war vorerst Schluss.

„Wir haben beschlossen, das Schiff für die nächsten Jahre zu parken“, sagt Bob Bates, 75, Schiffseigner und Inhaber des Veranstalters Trans Niugini Tours. Beim Dorf Kaminimbit 1 wurde es festgemacht, dient nun als schwimmendes Hotel und Basis für Erkundungstrips mit einem kleinen, wendigen Motorboot. „Gruppen können die Sepik Spirit aber weiterhin für Kreuzfahrten chartern. Sie ist fahrtüchtig“, so Bates.

Vorbei an dichtem Dschungel, Nebenflüssen, Sumpf- und Graslandschaften fegt das Motorboot über den mäandernden Fluss, hin zu Dörfern wie Kanganamun mit seinem spektakulären Geisterhaus, nach Yentchen, wo Krokodiltänze aufgeführt werden, nach Palimbai, das tief im Dschungel liegt.

Zeit für Gespräche mit den Einwohnern – über ihren Alltag, über alte Kopfjägergeschichten. Für viele von ihnen sind Hexen, Zauberer und schwarze Magie noch heute realer Bestandteil ihrer Welt. Aberglaube? Wer weiß. In jedem Fall faszinierend. Wie der Sepik.

Buchung

Direktanbieter für die Sepik Spirit ist der in Papua-Neuguinea ansässige Veranstalter Trans Niugini Tours (www.pngtours.com), der Gäste auch in Kleinflugzeugen nach Timbunke (Sepik) einfliegt. Ikarus Tours und Windrose Finest Travel haben die Sepik Spirit auf ihren Rundreisen im Programm. 

Sascha M. Kleis
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