Thailand

Thailand: Beobachten statt reiten

Die Elefanten des Resorts mit ihren Mahouts

Die Elefanten des Resorts mit ihren Mahouts

Tourismus achtet verstärkt auf artgerechte Elefantenhaltung

Blick auf das Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort

Blick auf das Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort. Fotos: mw

Ganz im Norden Thailands befindet sich das Goldene Dreieck, das berüchtigt ist wegen des früheren Opiumanbaus in der Region. Thailand grenzt hier im Westen an Myanmar und im Osten an Laos. Der mächtige Mekong wälzt seine schlammige Fluten durch die gebirgige Region, deren größtenteils gerodete Wälder einst die Heimat Zehntausender Elefanten war. Nahe dem Ort Chiang Saen am Fluss Ruak, einem Nebenarm des Mekong, teilen sich zwei Luxushotels ein großes Areal aus Bambuswald, Dschungel und Weideflächen, auf denen Elefanten grasen.

Das Anantara Golden Triangle Elephant Camp & Resort und das Four Seasons Tented Camp wollen dazu beitragen, den vom Aussterben bedrohten asiatischen Elefanten zu erhalten. Ein umstrittenes Geschäft – wie fast alle Projekte, die den direkten Kontakt zwischen Touristen und Elefanten ermöglichen.

Zum Four Seasons gelangen die Gäste in einem schmalen Boot. An der Anlegestelle führt ein Ranger die Kunden steile Stufen hinauf zur nach allen Seiten hin offenen Rezeption, deren von Elefantenskulpturen geschmückte Holzterrasse den Blick freigibt auf die von Bäumen bestandenen Berge in Myanmar und Laos. Die Gäste wohnen in luxuriösen, weit auseinander liegenden Zelten, die mit antikem Mobiliar ausgestattet sind und deren Terrassen über einem grünen Abgrund zu schweben scheinen.

Im Anantara Resort logieren die Urlauber in dreigeschossigen Gebäuden, deren Architektur der urwüchsigen Landschaft angepasst ist. Geräumige Zimmer und Suiten mit Balkonen und Terrassen sind im traditionellen Thai-Stil eingerichtet.

22 Dickhäuter mit ihren Mahouts leben auf dem Gelände. Die Golden Triangle Asian Elephant Foundation arbeitet mit den Hotels zusammen, „die notleidenden Elefanten ein möglichst artgerechtes Überleben sichern“, sagt Stiftungsgründer John Roberts. Auf dem Gästeprogramm steht unter anderem ein Spaziergang mit den Dickhäutern. 1.500 bis 2.500 Elefanten leben nach Angaben des Stiftungsleiters in Thailand frei in Naturreservaten, rund 3.500 in menschlicher Obhut, davon viele im Tourismus.

Ein kompletter Elefantenboykott durch die Tourismusindustrie, wie von manchen Tierschutzorganisationen gefordert, sei der falsche Weg, meint Roberts. Viele Elefanten in Thailand hätten nur im Tourismus eine Überlebenschance. Sie auszuwildern sei nicht möglich, da der natürliche Lebensraum immer knapper werde. Tourismusunternehmen müssten dafür sorgen, dass ihre Kunden nur Camps besuchten, in denen die Dickhäuter artgerecht lebten. Organisationen wie der World Wild Fund for Nature, Pro Wildlife oder Peta lehnen hingegen jeden direkten Kontakt zwischen Touristen und den Dickhäutern wie Elefantenreiten, -trekking oder zirkusähnliche Vorführungen strikt ab.

Die Tourismusbranche in Deutschland hat inzwischen auf die Missstände bei der Elefantenhaltung reagiert, aufgeschreckt nicht zuletzt von mehreren tödlichen Unfällen mit Touristen. So hat DER Touristik im Januar dieses Jahres eine Tierschutzrichtlinie beschlossen, die verbindliche Kriterien und Standards für alle Produktangebote mit Tierbegegnungen festlegt. „Wir nehmen die Kritik der Tierschutzorganisationen sehr ernst und werden alle Tiereinrichtungen auf Einhaltung der Kriterien überprüfen und unser Angebot sukzessive anpassen“, sagt die Nachhaltigkeitschefin Ulrike Braun. Elefantenreiten etwa werde künftig nicht mehr angeboten.

TUI und Thomas Cook haben bereits seit dem Winter 2015/2016 Angebote wie Elefantenreiten und -shows aus dem Programm genommen. Bei TUI werden den Urlaubern nur noch Ausflüge angeboten, bei denen die Elefanten in einem natürlichen Lebensraum unter professioneller Führung beobachtet werden können, wie in Nationalparks oder in Stationen, die keinen direkten Kontakt zwischen Besuchern und Tieren anbieten. In Thailand unterstützt TUI bei Chiang Mai den Elephant Nature Park, wo misshandelte und verletzte Elefanten Zuflucht finden.
Michael Winckler
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