Australien

Südaustralien: Asphalt ade

Auch die Fahrt auf der Schotterpiste verliert ihren Schrecken in der Gruppe und unter kundiger Anleitung. Foto: pra

Eine Allrad-Tour im Konvoi ist ein Abenteuer ohne Risiko

Etwas abenteuerlich war uns am Morgen zumute, als wir uns an der Mietwagenstation von Britz in Adelaide einfanden. Bei der Übernahme der Allrad-Camper bekommen die Kunden zur Einführung ein fünfminütiges Video vorgeführt. Wie man auf Schotterpisten fährt und in den Allrad-Modus wechselt, wie man das Fahrzeug belädt und zum Nachtlager umbaut, all das wird hier erklärt. Und doch fühlt der Outback-Anfänger Beklommenheit. So vieles zu bedenken! So vieles, was schief laufen kann.

Doch wir sind in der Gruppe unterwegs: James Reeves ist unser Führer durch das Outback. Selbst auf einer Schaffarm aufgewachsen, kennt er Südaustraliens Hinterland wie seine Westentasche. Nach Jahren als Känguru-Jäger und als Soldat im Auslandseinsatz hat er sich in Adelaide mit seinem Veranstalter Banksia Adventures selbstständig gemacht und bietet Selbstfahrertouren im Konvoi.

Der Einstieg ist leicht: Mit sieben Bushcampern rollen wir nordwärts. Die Allrad-Fahrzeuge sind deutlich weniger komfortabel als ausgewachsene Campervans, dafür kompakter und leichter zu manövrieren. Bis wir den ausgedehnten Siedlungsteppich der Stadt, ihre Vororte und die Weingüter des Clare Valley hinter uns haben, vergeht viel Zeit. Ehe es nach Outback aussieht, haben wir die ersten 300 Kilometer hinter uns. Für Australien wahrlich keine Entfernung!

Und nun die Schotterpiste. Vorsichtig erst, dann immer mutiger treten wir aufs Gas und kommen so auf Tempo 100. Jedes Fahrzeug zieht eine Staubwolke hinter sich her, deshalb wird der Konvoi luftiger, die Abstände größer. Doch auch wenn wir uns aus den Augen verlieren, bleiben wir in Kontakt. Unser Navigationssystem ist das Funkgerät, über das James im vorderen Wagen seine Anweisungen gibt: Abstand halten! Vorsicht, Vertiefungen in der Fahrbahn! Sporadisch auch mal: Car ahead – Gegenverkehr!

Nebenher liefert unser Guide Wissenswertes zur Landschaft, erzählt von Gesteinsformationen, Geisterstädten und macht auf die ersten Kängurus aufmerksam. Gesäumt wird die Piste von Buschland, und am Horizont leuchten die Flinders Ranges, eine 500 Kilometer lange Gebirgskette.

Wir haben Glück, denn während der Tour bleibt das Wetter sonnig. In den letzten Monaten hat es häufig geregnet – ganz untypisch für eine der trockensten Gegenden der Erde. „So ein nasses Jahr hatten wir zuletzt 1974“, weiß James. Erstaunlich grün ist das Outback, und die Salzseen Südaustraliens füllen sich mit Wasser und beleben sich für kurze Zeit mit Vögeln und Schalentieren. Bei Regen wird die Allrad-Tour zum Abenteuer. Die Pisten verwandeln sich dann schnell in Schlammlöcher.

Uns bleibt das erspart. Wir sind nur auf einigen Abschnitten auf die Vorzüge des Allrad-Antriebs angewiesen. In der Brachina Gorge beispielsweise, die wir am nächsten Tag durchfahren, geht es über Stock und Stein und kleine Wasserläufe.

Eine Herausforderung ist die Fahrt durch die Moon Plain: Selbst diese flache Wüstenlandschaft ist derzeit mit Grün durchsetzt. Doch die eingetrockneten Fahrrinnen aus den Regentagen lassen unsere Camper gehörig rumpeln. Wir geben trotzdem Gas, um unser Tagesziel Coober Pedy zu erreichen. Bevor wir die Stadt der Opalminen sehen können, hören wir sie: Plötzlich haben Autoradio und Handys wieder Empfang, und kurz darauf rollen wir über festen Asphalt. Die Zivilisation hat uns wieder.

Klaus Pranger



Informationen
Die so genannten Tag Along Tours mit Allrad-Fahrzeugen in Südaustralien werden von Banksia Adventures veranstaltet. Informationen gibt es unter www.banksiaadventures.com.au.