Neuseeland

Kaffeetrinken in Schräglage

Peter Jackson, Cafébesitzer im Viertel Britomart.

Auckland: Die neuseeländische Metropole hat ihre hafennahen Stadtviertel frisch herausgeputzt

Neue Restaurants im Wynyard Quarter. Fotos: af

Der Cafébesitzer grinst und streicht sich über den Dreitagebart. „Ja, Peter Jackson“, stellt er sich vor, „ich heiße genau wie der Filmregisseur.“ Der 35-jährige Neuseeländer, der im Holzfällerhemd und mit bunten Holzperlen am Handgelenk Kaffee serviert, dreht vielleicht nicht so spektakuläre Filme wie sein berühmter Landsmann („Herr der Ringe“, „Der Hobbit“), aber dafür weiß er, wie man im Herzen Aucklands ein hippes Café gründet.

Rund 100 Jahre hat das Backsteingebäude, in das er sich eingemietet hat, auf dem Buckel. Früher war es ein Kino und auf der abschüssigen Fläche, auf der heute junge Kreative Latte Macchiato schlürfen und auf ihrem I-Pad rumtippen, wurden einst Waren angeliefert. Jackson hat mit nackten Betonwänden und Schienen auf dem Boden den Industriecharme erhalten. Stühle und Tische wurden kurzerhand angeschraubt, damit sie nicht die alte Verladefläche hinunterrutschen. Dem Publikum gefällt’s.

„Hier im Viertel gab es viele alte Gebäude, vor allem Warenhäuser, die lange leer standen“, sagt er. Jacksons „Café Elske“ liegt am Rand eines neu entdeckten Viertels namens Britomart. Vor rund zehn Jahren begannen Stadtplaner, das Gebiet, das sich an den Aucklander Hafen schmiegt und einige Jahre dem Verfall überlassen wurde, zurückzuerobern. Alte Warenhäuser wurden frisch renoviert, dazu entstanden neue Gebäude aus Ziegeln und Glas. Heute beherbergen sie Büros, Clubs und Geschäfte.

„Das Viertel hat enorm an Attraktivität gewonnen“, erzählt Catherine Taylor, die in Britomart eine Niederlassung von Neuseelands Topdesignerin Trelise Cooper managt. Früher habe sich kaum jemand in diese Gegend verirrt, obwohl sie so nah an der Innenstadt liegt, heute, so Taylor, locke es die Stadtbewohner in Scharen zum Essen, Feiern oder Bummeln herbei.

Doch Britomart ist nicht das einzige Gebiet entlang des Hafens, das aus einem Dornröschenschlaf erwacht ist. Nur einen kurzen Spaziergang weiter östlich hat sich das so genannte Wynyard Quarter zu einem weiteren Anziehungspunkt Aucklands entwickelt. „Anlässlich des Rugby World Cups 2011 wurde der 36 Hektar große ehemalige Industriehafen neu erschlossen“, erklärt Sharon Nightingale von der Tourismus- und Wirtschaftsförderung der Stadt.

Wo bis vor zehn Jahren noch Kräne, Container und Hafenanlagen das Stadtbild prägten, tuckert heute eine historische Straßenbahn. Touristen besuchen das Infozentrum des Viertels, das wie ein Stapel gefährlich aufgetürmter Schiffscontainer aussieht. Gourmets kaufen in einer modernen Markthalle Fisch und Meeresfrüchte und Eltern besuchen mit ihren Kindern einen neuen Wasserspielplatz.

Das Voyager Maritime Museum im östlichen Teil des Wynyard Quarters organisiert Hafenfahrten – je nach Geschmack auf einem klassischen Segelschiff oder mit einem Dampfboot aus dem 19. Jahrhundert. Und alte Zementsilos, Benzintanks und Industrieanlagen wurden teilweise bunt angemalt und geschickt in das neue Stadtbild integriert.

Hoch oben, vom zentralen Viaduct Event Center, einem gläsernen, 600 Quadratmeter großen Ausstellungs- und Event-Zentrum mit wellenförmigem Dach, lädt eine öffentliche Aussichtsplattform Einheimische wie Besucher ein, einen Blick auf Stadt und Meer zu werfen. Dann fragt man sich, warum Auckland die Viertel entlang seines Hafens nicht schon viel früher wiederentdeckt hat.
Alexandra Frank
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