Australien

Tauchen für Nicht-Taucher

Das mehr als 2.000 Kilometer lange Great Barrier Reef ist ein Sehnsuchtsziel vieler Taucher

Eine Unterwasser-Einführung am Great Barrier Reef in Queensland  

Der Autor (und Nicht-Taucher) wagt den Schritt in den Pazifischen Ozean und ins Great Barrier Reef

Liegt rund 50 Kilometer vom australischen Festland entfernt: der „Marine World“-Ponton. Fotos: ah

Abtauchen am größten Korallenriff der Welt war nicht der Plan. Denn Tauchsport betreibe ich nicht. Aber wer mitten auf einem Ponton im Pazifischen Ozean steht – unter einem lockt das Great Barrier Reef –, der lässt sich zu diesem Abenteuer überreden.
Der Tag beginnt am Hafen der Metropole Cairns im tropischen Norden von Queensland. Am Steg wartet die „Reef Magic 2“, ein drei Jahre alter Katamaran, der mich und 120 weitere Touristen zum Moore-Riff bringt. An Bord erfahre ich, dass es neben Aktivitäten wie einem Ausflug mit dem Glasbodenboot, Schnorcheln oder eine Meeresbiologie-Lehrstunde auch die Möglichkeit besteht, ein so genanntes „Introductory Diving“ zu absolvieren. Teilnehmer des Einführungstauchens gehen ohne Vorkenntnis, geschweige denn Tauchschein, mit einem Guide am Great Barrier Reef auf nasse Erkundungstour – bis zu zwölf Meter in die Tiefe.
Der Katamaran düst derweil über den Pazifik. Der Ozean ist ruhig. Trotzdem verteilt ein Crew-Mitglied Tabletten gegen Seekrankheit – Geschmacksrichtung Erdbeere. Nach 90 Minuten Fahrt erreichen wir den „Marine World“- Ponton. Das ist eine schwimmende 45 Meter lange und zwölf Meter breite Plattform auf zwei Ebenen mit Sonnendeck, Bar, Hubschrauberlandeplatz und allen Annehmlichkeiten, die einen schönen Tag am Außenriff garantieren. Doch gefaulenzt wird nicht. Ich habe mich für das „Intro Diving“ eingetragen. Mit den Worten „Selbst Rollstuhlfahrer haben das schon gemacht“, überzeugt mich Tauch-Guide Kruz.
Sogleich geht’s zur Einweisung. Zeichensprache für die Unterwasser-Exkursion lernen, Regeln beachten. „Wir werden immer atmen. Wir machen alles ganz langsam“, erklärt Kruz. Weiter zur Anprobe: Taucherbrille auswählen, den hautengen Wet-Suit überstreifen und den Backpack auf den Rücken schnallen. Er bietet Luft für zwei Stunden. Maximal vier Tauchschüler gehen mit einem Guide unter Wasser.
Unbeholfen steige ich mit Flossen in das 26 Grad warme Wasser, tauche ab, vorerst nur auf 2,50 Meter. Akklimatisieren. Mein Herz rast, die Atmung läuft unrund. Als ein Doktorfisch mit seiner markanten orangefarbenen Flosse an mir vorbeischwimmt und mich anstupst, werde ich leicht panisch. Wir tauchen tiefer, sind jetzt sechs Meter unter der Wasseroberfläche. Langsam kehrt die innere Ruhe zurück. Zu viert tauchen wir in die prächtige Unterwasserwelt des 500.000 Jahre alten Korallenriffs ein. Mehr als 1.500 Fischarten sind hier zu Hause.
Ich erinnere mich an die Meeresbiologen-Schulung auf dem Katamaran. Anhand gezeigter Fotos kann ich unter Wasser Clownfische und einen prächtigen Napoleon-Lippfisch unter den vielen Arten ausmachen. Ein Schwarm handgroßer Falterfische umgibt mich. In der Ferne taucht eine dicke Suppenschildkröte ab. Nach 30 Minuten tauchen wir wieder auf, schwimmen zum Ponton zurück und können uns nun voller Stolz Taucher nennen.
Arne Hübner
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