Französisch-Polynesien

Unterm Kreuz des Südens

Südsee: Mit der Aranui 5 von Tahiti zu den Marquesas und zurück

Der Weg ins Paradies sei recht steinig, heißt es. Doch wer weiß das schon genau? Definitiv ziemlich steil ist der Weg, auf dem man in ein paar Stunden einmal quer über Fatu Hiva wandern kann. Doch die Tour lohnt sich, denn Fatu Hiva ist eine Insel wie aus einem Abenteuerroman von Jack London. Was natürlich kein Zufall ist: Der Schriftsteller ankerte bei seiner Segeltour durch die Südsee auch in der spektakulären „Bucht der Jungfrauen“. Mehr als hundert Jahre später liegt dort die Aranui: Das Passagierfrachtschiff ist die Verbindung zur Außenwelt.

Alle drei Wochen Hochbetrieb
Fatu Hiva ist die spektakulärste der 14 Marquesasinseln. Der Archipel liegt in der Weite des Südpazifiks, mehr als 1.500 Kilometer entfernt von Tahiti, und zählt politisch zu Französisch-Polynesien. Schroffe Berge erheben sich hier direkt aus dem tiefblauen Meer. An mehr als tausend Meter hohen Wolkenkratzern wächst Nebelwald, in den Tälern rauschen Wasserfälle und die Blätter der Kokospalmen. Knapp 600 Einwohner haben hier als Selbstversorger ein ruhiges Leben. Alle drei Wochen, wenn die Aranui Anker setzt, herrscht aber Betrieb. Dann verkaufen Kunsthandwerker Schnitzereien und bemalten Rindenbaststoff.

Zum Klischee des Südsee-Idylls mit Sandstränden und Lagunen passen die Marquesasinseln nicht. Ihre schroffe Schönheit begeisterte aber Entdecker und Künstler. James Cook, Robert Louis Stevenson und Herman Melville machten hier Station, der Chansonnier Jacquel Brel und der Maler Paul Gauguin sind auf der Insel Hiva Oa begraben.

5.000 Kilometer lang ist die 14-tägige Tour der Aranui von Tahiti und zurück. An Bord ist, was die 10 000 Einwohner zum Leben brauchen – Autoreifen und Benzin, Bier und Tiefkühlhähnchen, Kleider und Schulhefte. 19 Touren sind für 2018 geplant, und Touristen fahren mit: Bis zu 260 Gäste haben Platz an Bord.

Zu Auswahl stehen komfortable Außenkabinen mit Balkon oder einfache Staterooms mit Bullauge, auch ein Bett in der Viererkabine lässt sich buchen. Beim Essen und beim Landprogramm gibt es indes keine Unterschiede. Bei den Veranstaltern haben Lernidee und Windrose die Aranui im Programm, fast immer ist ein deutschsprachiger Guide an Bord. Wem 14 Tage zu lang sind, kann auch von Tahiti nach Nuku Hiva fliegen und für nur sieben Tage zusteigen.

Die Fracht bestimmt die Route
Noch immer wird die exakte Route von der gebunkerten Fracht bestimmt, doch die 2015 in Dienst gestellte Aranui 5 ist inzwischen ein echtes, komfortables Hotel auf dem Wasser. Es gibt diverse Bars, etliche Lounges, einen kleinen Pool und sogar einen Spa. Geblieben ist die relaxte Atmosphäre: Auf einen Dresscode legt man keinen Wert. Wenn kein Manöver ansteht, darf man Kapitän Faaora Faraire auf der Brücke besuchen. Star der Crew ist aber Mahalo: Der Seebär mit dem komplett tätowiertem Gesicht war mal Kranführer. Heute ist der Mann aus der alten Königsfamilie von Nuku Hiva ein begnadeter Geschichtenerzähler.
Helge Bendl