Türkei

Türkei: Revier für tolle Törns

Vor Simena, das nur per Boot erreichbar ist, ragt ein Sarkophag aus dem Wasser.

Vor Simena, das nur per Boot erreichbar ist, ragt ein Sarkophag aus dem Wasser. Foto: aze

Eine Yachtkreuzfahrt vor der türkischen Südküste

Ein bisschen Schau darf schon sein, wenn man so gut gebaut ist wie Mehmet. Mit kühnem Kopfsprung vom Oberdeck taucht der Matrose ins Wasser, krault zum Ufer und bindet den schnittigen Dreimaster von einer dicken Kiefer los. Der Anker ist schon gelichtet: Auch der schönste Badestopp in der lauschigsten Bucht hat mal ein Ende, aber es werden mit Sicherheit noch viele weitere folgen. Und schließlich macht gerade das ständige „Unterwegssein“ den Reiz dieser Küstenkreuzfahrten aus, bei denen immer Land in Sicht und das Meer selten rau ist.

Wir sind mit der Bahriyeli unterwegs, einem modernen Motorsegler nach bester alter Schiffsbauerkunst mit viel edlem Holz gefertigt: ein großer Salon, überdachter Freibereich, Sonnendeck und zehn komfortable Kabinen. Für echte SegelFans sind diese Kreuzfahrten allerdings nicht gedacht. Das gilt für alle touristisch genutzten Motorsegler: Die Schiffe sind zu schwerfällig zum Kreuzen und stellen sich unter vollen Segeln nur selten zur Schau.

Spätnachmittags in der Bucht von Kekova. Längst sind die Boote mit den Tagestouristen aus dem Dörfchen Simena, das nur vom Wasser aus erreichbar ist, abgezogen. Wie in den Hügel gemeißelt kleben die Häuser am Hang, überragt von den Zinnen einer mittelalterlichen Burg. Aus dem Wasser schimmern antike Mauerreste einer versunkenen Stadt herauf. Ein halb aus dem Meer ragender Sarkophag spiegelt sich darin. Hier liegen noch viele dieser tonnenschweren Sarkophage im hügligen Gelände zwischen Macchia und Olivenbäumen verstreut. Nekropolen und Felsengräber des geheimnisvollen lykischen Volkes begegnen uns häufig auf der Tour, in Fethiye und Myra etwa.
Kapitän Halil kennt jede Bucht zwischen Izmir und Antalya – und steuert für seine Gäste stets die feinsten an. Da der pinienumrahmte kleine Kiesstrand – nur für uns allein –, dort der Ankerplatz vor ockerfarbener Felswand mit Tropfsteingrotten, in denen zahllose Vögel nisten.

Eindrucksvoll ist die Lykische Küste, doch auch an Land ist viel zu sehen: Felsengräber, Tempel, griechisch-römische Stätten und Theater. Nach trägfaulen Tagen an Bord ist eine kräftige Prise Kultur hochwillkommen.

Besondere Würze bringen die etwas mühsam zu erobernden Ausgrabungsstätten. Pinara zum Beispiel, einst mächtige Stadt des Lykischen Bundes, liegt tief in den Bergen versteckt. Mühsam quält sich der Minibus eine Schotterpiste hoch. Schon von weitem fasziniert die rund 700 Meter hohe Felskuppe der Akropolis, die mit Hunderten von Grabkammern wie eine Wabe durchlöchert ist. Tief unten, an einen Hang geschmiegt, liegt das Halbrund des gut erhaltenen Theaters, das erst kürzlich völlig ausgegraben wurde. In nicht weniger prächtiger Berglandschaft beeindruckt Arykanda, das „Delphi Lykiens“. Über Terrassen erstreckt sich die weitgehend unberührte Stadt mit ausgegrabenen Thermen, Theater und Stadion.

Dann wieder Marmaris, quirliger Start und Endpunkt unserer Kreuzfahrt. Nach sanft dahinfließenden Tagen und stillen Nächten unterm Sternenzelt wirkt der beliebte Ferienort fast großstädtisch.

Monika Zeller