Malta

Im Zeichen der Ritter

Die wohl spektakulärste Aussicht auf Gozo bietet sich vom Azure Window. Foto: Hajo Steinsträßer/pixelio.de

Kurios und naturbelassen: Maltas kleine Schwesterinsel Gozo

Der Blick von Calypsos Grotte hinunter auf die Ramla Bay ist spektakulär. Eine weite Sichel von grellorangem feinen Sand dehnt sich hinter dem Ultramarin des Meeres. Was immer die verführerische Nymphe angestellt haben mag, um den griechischen Seefahrer sieben Jahre auf dem Eiland festzuhalten, ist so genau nicht überliefert. Über den Ausblick von der Höhle, die er mit der Nymphe teilte, brauchte sich Odysseus jedenfalls nicht zu beklagen. Heute bringt die Fähre oder das Wasserflugzeug die Reisenden auf die nur fünf Kilometer von Malta entfernte kleine Schwesterinsel Gozo.

Gozo ist ein Paradies für Ruhesuchende ebenso wie für Wassersportler und Taucher. Anders als das dicht besiedelte und verstädterte Malta ist die Insel nämlich noch immer von der Landwirtschaft geprägt. Fußwege führen kreuz und quer über die Insel, die sich im Frühling bei Durchschnittstemperaturen von rund siebzehn Grad wunderbar erwandern lässt. Prähistorische Wohnhöhlen lassen sich entdecken und knietief in den Stein gekerbte Wagenspuren aus der Bronzezeit. Oder Tropfsteinhöhlen, die sich in den Kellern von Privathäusern verbergen und nebenher Einblick ins gozitanische Alltagsleben gewähren.

Gozo ist eine Insel der starken Farben. Tiefblau leuchtet das Meer hinter dem Azure Window, ein riesiges, vom Wasser umspültes Fenster in einer Bergflanke aus goldgelbem Sandstein. Mitten in der tosenden Bucht erhebt sich der "Fungus Rock". Den Maltesern galt der nur auf diesem Findling wachsende dunkelrote Pilzbewuchs einst als Heilmittel. Man behandelte Wunden und Blutungen mit dem "Malteserschwamm" und exportierte das Geflecht für stolze Summen an europäische Fürstenhäuser. Das kleine Gozo überrascht den Reisenden mit allerlei Kuriositäten. Das Hauptstädtchen hat gleich zwei Namen. Ursprünglich hieß es Rabat und wird von den Einheimischen noch immer so genannt. 1887 wurde es jedoch anlässlich des 50. Kronjubiläums der legendären britischen Monarchin in Victoria umbenannt. Die Sandsteinarchitektur des Ortes erscheint wie eine Mischung aus englischen Traditionsfassaden und arabischer Medina.

Wenn die Tagesausflügler von Malta wieder abgezogen sind, kann man auf dem lauschigen Hauptplatz It-Tokk in aller Ruhe bei Wein und Schafskäsepasteten sitzen. Gozo verwöhnt den Urlauber zudem mit frischem Fisch und Gemüse, das direkt vom Feld auf den Teller kommt. Wem nach einem Abstecher in karibisch anmutende Gefilde zumute ist, der lässt sich vom Hafenstädtchen Mgarr aus mit dem Boot in die saphirblauen und glasklaren Buchten der Miniaturinseln Comino und Cominotto übersetzen.
Claudia Diemar
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