Türkei

Viel Grün am Schwarzen Meer

Die Hagia Sophia in Trabzon stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Durch den Altindere-Nationalpark im Nordosten der Türkei

Mehrfach zerstört und wieder aufgebaut: das Sumela-Kloster. Fotos: akk

Links und rechts des Weges breitet sich dichter Mischwald aus, am Parkplatz stürzt tosend ein Wasserfall aus den Bergen zu Tal. 16 Grüntöne hat Reiseleiter Ceyhun Cebeci hier, im Altindere-Nationalpark im Nordosten der Türkei, gezählt. Nur am Amazonas biete die Natur noch mehr Variationen in Grün, schwärmt er und zählt auf, was hier unter anderem so alles wächst: Kirschlorbeer, Pappeln, Buchen, Pinien, Rhododendren. Von Trabzon, der Hafenstadt am Schwarzen Meer, sind es rund 45 Kilometer Fahrt in den Nationalpark im Zigana-Gebirge, bei uns eher als Pontisches Gebirge bekannt.

Hier, wo einst die Karawanen der Seidenstraße von Ost nach West zogen, gründeten Mönche in einer Höhle im 5. Jahrhundert das Sumela-Kloster. Weithin sichtbar ragt der Bau, der im Laufe der Jahrhunderte mehrfach zerstört, wieder errichtet und erweitert wurde, aus einer Felswand in fast 1.100 Metern Höhe. Doch das Schönste, die kleinen Felsenkirchen mit ihren bunten Fresken, erschließt sich dem Besucher erst, wenn er die steile und schmale Treppe zur Anlage hinauf- und zu den Höhlen herabgestiegen ist.

Bis 1926 bewohnten griechisch-orthodoxe Mönche das Kloster, das der Mutter Jesu sowie der Mutter des Propheten Isa geweiht wurde. Deshalb ist es bis heute für Christen und Moslems gleichermaßen ein bedeutender Wallfahrtsort und wurde 1972 von der türkischen Regierung als Nationalerbe unter Schutz gestellt.

Ein Besuch des südlich von Trabzon gelegenen Klosters zählt zu den Höhepunkten eines Aufenthalts der bisher überwiegend von Türken besuchten und noch nicht vom Massentourismus eroberten Küste des Schwarzen Meeres zwischen Samsun und der georgischen Grenze. Unter den Küstenorten, die eine gut ausgebaute Autobahn verbindet, sind vor allem in Trabzon noch viele Spuren der mehrere Tausend Jahre alten Geschichte zu finden, in der unter anderem Griechen, Römer, Venezianer, Byzantiner und Osmanen ihre Spuren hinterließen.

So thront hoch über der quirligen Altstadt mit ihren hübschen Plätzen eine mittelalterliche Festung, und unten am Meer erhebt sich in einem kleinen Park die herrliche Hagia Sophia aus dem 13. Jahrhundert. Manuel Komnenos, einer der Söhne des byzantinischen Kaisers, der mit seinem Bruder vor den Kreuzrittern einst nach Trabzon geflohen und mit ihm das "Kaiserreich Trapezunt" gegründet hatte, ließ die Kreuzkuppelbasilika mit farbenprächtigen Fresken und Fußbodenmosaiken erbauen. Wie viele christliche Gotteshäuser in Trabzon wurde auch die Hagia Sophia später in eine Moschee umgewandelt und ist inzwischen ein Museum.

Noch entdeckt werden will vor allem das grüne Hinterland, wo Tee und Haselnüsse angebaut werden, denn die östliche Schwarzmeerküste ist mit 200 Regentagen die regenreichste Region der Türkei. Stille Dörfer, Seen und Wälder locken zu Wandertouren. Wer Land und Leute kennen lernen will, findet im Veranstaltungskalender zahlreiche traditionelle Volksfeste.
Anne-Kathrein Teubner
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