Finnland

Es muss nicht immer Lappland sein

Safari mit Motorscootern über das zugefrorene Saimaa-Seengebiet.

Das finnische Seengebiet ist für Wintergäste gut gerüstet

Im Linnansaari-Nationalpark warten 50 Kilometer gewartete Schlittschuhrouten auf Skater. Fotos: jac

Esa Hakulainen schnallt sich an, legt den ersten Gang ein und nimmt Kurs auf die eisige Piste. In der ersten Kurve kommt sein BMW leicht ins Schleudern, doch dann braust er mit achtzig Sachen problemlos über den zwei Kilometer langen Rundkurs. Mit im Wagen sitzen zwei Italiener und eine Deutsche. Sie haben im Kuus-Hukkala Resort ein "Winter driving activity"-Programm gebucht, und Fahrlehrer Esa bringt ihnen innerhalb von zwei Stunden bei, wie man das Fahren auf vereistem Untergrund sicher beherrscht.

Was es bislang nur in Lappland gab, wird seit Anfang 2013 auch im Südosten Finnlands angeboten: Winterfahrschulkurse in Kombination mit mehrtägigem Aufenthalt in Feriendörfern. "Unser Gelände erstreckt sich über drei Hektar", sagt die Besitzerin Marianna Kaarnirinta. In ihrer Fahrschule wird mit fünf Wagen geübt, darunter ein Subaru Forester und ein Smart.

Zentrum der Winteraktivitäten im südlichen Landesteil ist der Linnansaari-Nationalpark im Saimaa-Seengebiet nahe der Stadt Savonlinna: 40 Kilometer lang, 18 Kilometer breit, mit mehr als 130 Inseln. Wo im Sommer reger Bootsverkehr herrscht, sind es ab Mitte Januar vor allem Schlittschuhwanderer, die auf präparierten Bahnen über spiegelglattes Eis gleiten, häufig geblendet vom gleißenden Sonnenlicht, das den gefrorenen Schnee auf Fichten und Kiefern zum Glitzern bringt.

Die Routen sind auch mit Tretschlitten befahrbar, den so genannten Kicksparks. Skipisten, wie auf den lappländischen Fjälls, gibt es in der mit Schnee überzogenen, vorwiegend flachen Wald- und Seenlandschaft nicht, dafür aber umso mehr Loipen für Skilangläufer. Und auf Hundeschlittensafaris oder Motorscooter-Fahrten muss man hier ebenso wenig verzichten wie auf Eisklettern oder Wintergolf.

Kalt wie in Lappland kann es auch 600 Kilometer südlich vom Polarkreis sein: In vergangenen März wurden in der Region Savonlinna noch minus 25 Grad gemessen. Selbst das Nordlicht, jenes rötlich, grünlich oder weiß leuchtende Himmelsphänomen, erscheint hin und wieder am abendlichen Firmament.Und wie steht es um die Übernachtungsmöglichkeiten? Da braucht sich die südliche Winterregion hinter Lappland nicht zu verstecken. In letzter Zeit sind überaus komfortable Feriendörfer entstanden, zum Teil direkt am Linnansaari-Nationalpark.

Die Gäste würden luxuriöse Einrichtungen verlangen, erklären die Vermieter und meinen damit vor allem ihre russische Klientel, die bevorzugt unbeschwerte Ferientage in der winterlichen Märchenlandschaft des westlichen Nachbarlandes verbringt. Dabei dürften die Preise nicht die einzige Motivation sein. "Im Winter liegt bei uns das Preisniveau niedriger als im Sommer", erklärt Marie Louise Fant von Saimaa Holiday, in Lappand sei dagegen die Wintersaison am teuersten.

Nostalgische Momente verspricht der Aufenthalt im Kruunupuisto, einem Art-Nouveau-Hotel, das 1903 in Punkaharju eröffnet wurde - schon damals bei Finnen wie bei russischen Adligen wegen seiner naturbelassenen Umgebung gleichermaßen ein beliebter Erholungsort. Im Winter kann man von hier, ausgerüstet mit Schneeschuhen, lange Wanderungen durch die tiefe weiße Pracht unternehmen. Und sich dabei fühlen, als gehörte einem das Ganze ringsum.
Andreas Jacobsen