Belgien

Königliche Genüsse in Brüssel

Die Nobel-Shopping-Passage Galeries Royales Saint-Hubert.

Shopping wie die Royals? Die Hoflieferanten des belgischen Königshauses garantieren beste Qualität

Süße Pause beim Patissier. Fotos: cd

Aus dem perlgrauen Brüsseler Himmel stäubt ein feiner Nieselregen. Zuflucht vor der Feuchte bieten die noblen Galeries Royales Saint-Hubert, für die Leopold I. im Jahr 1846 persönlich den Grundstein gelegt hat. Noch heute sind hier neben Restaurants und Cafés gediegene Traditionsgeschäfte zu finden.

Wo der vordere Teil der Galerie de la Reine endet und, leicht abgeknickt, in die Galerie du Roi weiterführt, liegt der Laden von Createur Delvaux mit Lederwaren in höchster Qualität. Eine Handtasche von Delvaux mag eine Anschaffung fürs Leben sein, doch sie kostet ein kleines Vermögen. Zwei Verkäufer mit blasierter Miene stehen unter dem Wappen, welches das Geschäft ziert. Auf rotem Grund prangt ein Löwe, darüber ist die Krone gesetzt und zweisprachig steht geschrieben, dass es sich hier um einen Hoflieferanten des belgischen Königshauses handele.

Der Nachbar zur Rechten in der Passage darf sich mit dem gleichen Titel schmücken. Das Stammhaus von Jean Neuhaus, dem ältesten Brüsseler Pralinenmacher, bietet unter anderem Naschwerk mit dem Namen des Monarchen Albert II. Für ein Schächtelchen Konfekt mit feiner Haselnuss-Praliné-Füllung reicht auch ein schmaler Geldbeutel. Wer andere königliche Hoheiten wie Fabiola oder Mathilde auf der Zunge schmelzen lassen will, besucht den entzückenden Laden von Mary schräg gegenüber. Auch Mary zählt zu den „Fournisseur Brevete de la Cour de Belgique“.

Eine Monarchie kann überaus nützlich sein. In Belgien hält das Königshaus nicht nur Flamen und Wallonen bislang erfolgreich zusammen, sondern liefert zudem zuverlässigen Hinweis auf die besten Adressen für Einheimische wie für Reisende. Auch ein König ist Konsument und wo er einkauft, muss die Qualität stimmen. Zuständig für das Wahre, Schöne und Gute, mit dem sich die Monarchie umgibt, ist ein „Intendant der Zivilliste“, der bestimmt, wer zu den Hoflieferanten zählen darf. Dazu gehört Erlauchtes wie Juwelen von De Greef oder Wolfers, Roben von Natan sowie Hüte und Accessoires von Fabienne Delvigne, die im Regelfall ein bürgerliches Budget sprengen.

Das ist in der Boite a Musique ganz anders. Das schöne Geschäft für klassische Musik, zwei Häuser neben dem Museum für Musikinstrumente gelegen, punktet mit bester Beratung und fantastischem Sortiment. Zuweilen spaziere der König hier persönlich herein, um seine CD-Sammlung zu ‧erweitern, erfährt man. Was der ‧Monarch zu ganz zivilen Preisen gekauft hat, darf der Verkäufer freilich nicht verraten. Hoflieferanten sind zur Wahrung der Diskretion verpflichtet. Ohne jede Scheu betritt man auch das Lädchen von Delacre am alten Kornmarkt. Feinstes Gebäck duftet aus den Öfen.

Wer die Liste der Hoflieferanten unter kulinarischen Aspekten erforscht, muss den Eindruck gewinnen, das belgische Königshaus bestehe aus notorischen Naschkatzen. Neben Chocolatiers wie Godiva, Mary und Neuhaus ist auch Patissier Wittamer mit dem royalen Privileg ausgestattet. Bereits seit 1910 residiert Wittamer am Grand Sablon, einem der schönsten Brüsseler Plätze.

Seit 2000 ist man „Hofleverancier van België“, wie es auf Flämisch heißt. Wenn dem Monarchen nach Deftigem gelüste, steuere seine schwere Limousine die Place Jourdan an, heißt es. Hier steht die berühmteste Fritterie des gesamten Königreiches, eine Imbissbude namens Maison Antoine, die auch bei den Eurokraten Kultstatus hat. Welche der zig Sorten Saucen seine ‧Hoheit zu den krossen Kartoffelstäbchen wählt, wird diskret verschwiegen. „Mayonnaise“, raunt ein Mann in der Schlange der Kunden leise.
Claudia Diemar