Schweiz

Eidgenössisches Feuchtgebiet

Blick auf die Gemeinde Iseltwald am Brienzer See

Blick auf die Gemeinde Iseltwald am Brienzer See

Die Schweiz ist ein Land des Wassers – vor allem rund um Interlaken

Das Burgseeli ist ein Moorgewässer, das im Sommer bis zu 26 Grad warm wird.

Das Burgseeli ist ein Moorgewässer, das im Sommer bis zu 26 Grad warm wird. Fotos: cd

Verzückt starrt das Paar aus dem fernen Wüstenstaat auf den strömenden Fluss. Eisbonbonblau leuchtet die Aare und strudelt mit einer Kraft vorbei, die nicht nur Söhne des Orients und ihre auch auf Fernreisen tief verschleierten Gattinnen ehrfürchtig werden lässt. Ein paar Kilometer weiter, oberhalb des Brienzer Sees tost der Giessbachfall in vierzehn Stufen zu Tal. Gischt sprüht durch die Luft, feuchtet die Stege, auf denen Spaziergänger die Wasserwucht bestaunen. Stoisch hält daneben das uralte Grandhotel Giessbach Wacht über dem See.

Die Schweiz ist eine einzige Oase. Das Land hat Wasser im Überfluss. Mehr als 65.000 Kilometer Gewässer durchströmen die Alpenrepublik. 7.000 Seen und 120 Gletscher dienen als Speicher für das kostbare Nass. Das im idyllischen Berner Oberland gelegene Interlaken trägt seine „liquide“ Bedeutung bereits im Namen. Der Begriff ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet „zwischen den Seen“.

Boutiquen für arabische Gäste
Im Westen liegt der Thuner See, im Osten der Brienzer See, beide sind von der Aare durchflossen und durch sie verbunden. Die beiden großen Seen scheinen darum zu wetteifern, wer das schönere Türkisblau und das noch klarere Wasser zu bieten hat. „Die extreme Sauberkeit des Wassers ist ein Problem für die Fischer“, sagt die Wirtin des Gasthofs Neuhaus, „denn es gibt immer weniger Fische, weil praktisch keine Algen mehr als Nahrung vorhanden sind.“ Das schon seit dem Mittelalter bestehende Gasthaus liegt idyllisch direkt am See. Kleine Wellen schwappen am Ufer und die rar gewordenen Felchen, feine Süßwasserfische, schmecken vortrefflich.

Außer den beiden großen Seen gibt es noch das „Burgseeli“ mit seinem nostalgischen Strandbad. Das Burgseeli ist ein Moorgewässer, das im Sommer bis zu 26 Grad warm wird. Seltsamerweise ist selbst ein Moorsee in der Schweiz glasklar. Das versteht man nicht, findet es aber sehr appetitlich und planscht genüsslich zwischen grellrosa Seerosen.

Interlaken selbst ist ein internationaler Platz. Zwar stehen Reisende aus Deutschland noch an erster Stelle unter den ausländischen Gästen, aber im Grunde sind die Deutschen so etwas wie die arme Verwandtschaft aus dem Nachbarland, die man kaum jemals in den zahllosen Uhrengeschäften und Designer-Boutiquen trifft. Die werden rege frequentiert von arabischen, indischen, indonesischen, koreanischen und chinesischen Gästen.

Hinreißend schöner Blick aufs Dreigestirn
Was alle Touristen eint, egal, ob Wanderer aus Wanne-Eickel oder Businessmen aus Bombay, ist der an klaren Tagen hinreißend schöne Blick auf das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. So soll sie sein, die ideale, wenn auch inzwischen empfindlich teure Schweiz: malerische Seen und bildschöne Berge dazu!

Der Wüstensohn, der auch heute wieder die minzgrüne Aare anschmachtet, will morgen mit seiner Schleierfrau hinauf auf das Jungfraujoch. Dorthin, wo das Wasser sich in seiner schönsten Form präsentiert, als ewiger Schnee.

 

Claudia Diemar