Kroatien

Neretva: Im grünen Schilflabyrinth

Nur Schiffe ohne Masten können die niedrige Brücke über die Neretva passieren.

Nur Schiffe ohne Masten können die niedrige Brücke über die Neretva passieren.

Unterwegs auf dem längsten Adriafluss in Kroatien

Mit den traditionellen „Ladas“ geht es durch das Schilflabyrinth des Deltas.

Mit den traditionellen „Ladas“ geht es durch das Schilflabyrinth des Deltas. Fotos: aze

Rund 200 Kilometer strömt der längste Adriafluss, die Neretva, durch Bosnien und Herzegowina, bis sie sich bei Ploce in Kroatien in einem vielarmigen Delta im Meer verliert. Steindämme markieren dort die schiffbare Einfahrt, Fischerhütten und Boote säumen das pappelbestandene Ufer. Ab hier wird unsere Adria-Kreuzfahrt für zwei Tage zur Flussfahrt. Und selbst wer schon ein Dutzend Mal mit einem Motorsegler durch die kroatische Inselwelt geschippert ist, kann hier noch Neuland entdecken.

Auf dem Weg ins Delta
Doch diesmal muss es ein Schiff ohne Masten sein – wie die Vilma im Stil einer Motoryacht. Denn unsere Tour steuert neben dalmatinischen Inseln auch das Neretva-Delta an, wo eine niedrige Brücke den Motorseglern mit ihren hohen Masten die Weiterfahrt versperrt. Für niedrigere Schiffe ist der Fluss seit 100 Jahren bis nach Metkovic schiffbar, heute der kroatische Grenzort zu Bosnien. Hier wird die Vilma über Nacht festmachen, damit die Passagiere am nächsten Morgen gut ausgeschlafen den Ganztagesausflug nach Mostar und zur osmanischen Festung Pocitelj genießen können.

Aber zuerst lockt ja noch das kleine Abenteuer ins Neretva-Delta. „Mit den weiten Schilf- und Auwäldern, Sandbänken und Lagunen ist es ein Vogelparadies“ sagt Kapitän Mario. 300 Arten sollen es sein, sogar die schönen Silberreiher und Kraniche lieben das grüne Schilflabyrinth und die kleinen Seen. Einst waren Boote das einzige Verkehrsmittel des Deltas, und Bauern tuckern noch heute mit den traditionellen „Ladas“ über die Kanäle, um ihre Ernte zu den Märkten am Fluss zu bringen.

Solche typischen Ladas warten bereits auf uns für eine Entdeckungstour in die labyrinthische Wasserwelt. Schon nach der ersten Kurve zwischen Schilf und Weidengebüsch geht jede Orientierung flöten. Aber Steuermann Ante findet den Weg auch im Dunkeln. Sagt er. Zu einem höllisch scharfen Kräuterschnaps serviert er weitere Infos über das Delta.

Mandarinen aus Klein-Kalifornien
Um 1880 wurden nach Vorbild der holländischen Polder große Teile trockengelegt und in einen üppigen Garten verwandelt. Auf dem fruchtbaren Schwemmland gedeihen bestens Obst und Gemüse, und „Klein-Kalifornien“ nennt man ein riesiges Mandarinenanbaugebiet. Die Ladas gleiten vorbei an Fischreusen und Netzen, pflügen durch gelb blühende Wasserpflanzen, Enten und Haubentaucher verschwinden im Schilf. Zahlreiche Fischarten leben im Delta, darunter der begehrte Aal, im Mündungsgebiet tummeln sich Seefische.

Zu einer Lada-Tour gehört zum guten Schluss selbstredend auch ein zünftiges Essen in der Dorf-Konoba mit den Erzeugnissen des Deltas: Flussfische, Salat und Gemüse, auch ein deftiger Fleischeintopf, wie ihn die Fischer und Bauern hier mögen. Und süffiger Wein, natürlich von der Halbinsel Peljesac, die direkt gegenüber der Neretva-Mündung liegt.

Monika Zeller

Infos zur Tour
Adria-Kreuzfahrt ab Trogir: „Mittel- und Süddalmatien, durchs Neretva-Delta und nach Mostar“. Hinter diesem etwas sperrigen Namen verbirgt sich eine ungewöhnliche Route, die sich bestens für Wiederholer der Adria-Kreuzfahrten eignet. Neben dem nur selten angesteuerten Neretva-Delta und dem Ausflug nach Mostar wird bei dieser Tour auch meist in ruhigen Häfen übernachtet. Veranstalter ist Riva Tours (www.idriva.de).

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