Deutschland

Bad Tölz: Unsterbliche Mordsgeschichten

Der Bulle von Tölz funktioniert noch immer als Touristenmagnet

Der erste Drehtag fiel auf einen Freitag, den 13. Doch das brachte mitnichten Unglück über Bad Tölz. Millionen von Zuschauern verfolgten ab 1996 hingerissen das quotenträchtige Spektakel über die Gott- und Ruchlosigkeit der bajuwarischen Provinz und seinen schwergewichtigen Kommissar Benno Berghammer, gespielt von Ottfried Fischer.

69 Folgen wurden bis zum Tode von „Mama“ Ruth Drexler im Jahr 2009 gedreht. Seit verflixten sieben Jahren also schon lebt der Fernsehzuschauer ohne neue Kapitalverbrechen in und um die rund 17.000 Einwohner zählende Kreisstadt, rund 70 Kilometer südlich von München gelegen.

Der Bulle von Tölz war ein Glücksfall für den Fremdenverkehr. Denn auch Bad Tölz hatte unter der massiven Krise zu leiden, die die Gesundheitsreform den Heilbädern bescherte. Das Thermalbad ist längst geschlossen, das benachbarte Hotel Jodquellenhof, einst erstes Haus am Platze, wird inzwischen als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

Aber Tölz bleibt eine der schönsten bayerischen Städte. Da ist die malerische Lage an der minzgrünen Isar, der Kalvarienberg samt seiner legendären trachten- und traditionsseligen Leonhardi-Wallfahrt und die Marktstraße mit ihren pittoresken Fassaden voller bunter Lüftlmalereien.

Geht man diese Flaniermeile mit ihren Cafés und Geschäften abwärts Richtung Flussufer, landet man noch immer beim Bullen von Tölz. Eine Skulptur in Form eines metallenen Schattenrisses weist den Weg in das 2014 eröffnete private Bullenmuseum im einstigen „Mauthäusl“.

Bullen-Fans werden hier Stunden verbringen, schon, weil man die schönsten Szenen aus den Folgen abrufen kann. Die „Galerie der Stars“ zeigt, dass Dutzende von arrivierten Schauspielerkollegen es sich nicht nehmen ließen, eine Gastrolle zu übernehmen. Und obendrein kann man sich vor perfekter Kulisse von Benno Berghammer verhören lassen und die Szene als Erinnerungsfoto ausdrucken. Zusätzlich gibt es im Kurviertel auch ein Filmmuseum.

Der Bullenbrunnen am Rosengarten wurde sogar noch vor dem Bullenmuseum eingeweiht. Direkt gegenüber, in der Tourist-Information, lässt sich der Rundgang „Auf Filmspuren in Bad Tölz“ buchen. Leider findet dieser nur einmal im Monat statt, dafür ist man ist mit günstigen fünf Euro dabei.

Viele Schauplätze der Kultserie liegen außerhalb von Tölz. Der Biergarten, in dem der Kommissar so gern bei einer Brotzeit über den noch ungelösten Fall sinniert, gehört zum Kloster Benediktbeuern. Die Pension, die die umtriebige Filmmutter des Dicken angeblich in Tölz führt, befindet sich in Wirklichkeit in Irschenhausen.

Für echte Serien-Fans muss es daher die über das Museum angebotene mehrstündige „Einzig wahre Bullentour“ sein, die mit happigen 69 Euro zu Buche schlägt. Informationen gibt’s unter www.bad-toelz.de sowie www.dasbullevontoelzmuseum.de.
Claudia Diemar