Norwegen

Oslo: Der letzte Schrei

Die norwegische Metropole ist Skandinaviens Kunsthauptstadt

Ein schneeweißer Gigant erhebt sich aus dem blauen Wasser. Carrara-Marmor schimmert in der Sonne, türmt sich Block um Block viele Stockwerke hoch auf. Wie ein gestrandeter Eisberg liegt das eckige Gebäude im Hafen. Vom Dach aus genießen Tag für Tag Tausende von Besuchern den Ausblick auf Altstadt und Fjord. Jahrzehnte wurde um das mehr als 500 Millionen Euro teure Projekt gestritten. Doch inzwischen ist die Oper das neue Wahrzeichen der Stadt.

Stadt in Bewegung
Mit dem 2008 eröffneten Opernhaus begann in Oslo der Wandel. „Man spürt es an jeder Ecke: Hier ist mehr in Bewegung als in anderen Städten Skandinaviens“, sagt Nils Ohlsen, Direktor der Nationalgalerie. Schnellstraßen, Eisenbahnlinien und Containerlager trennten früher das Zentrum vom Wasser. Das ist passé: Nun entstehen hier Büros und Wohnviertel mit Uferpromenaden und Marinas.

Norwegens Wirtschaft boomt, weswegen man sich viel Kunst und Kultur leistet. Gegenüber der Oper ist eine futuristische Bibliothek im Bau. Das Munch-Museum wird ebenfalls an den Fjord umziehen, um den Nachlass des berühmten Malers angemessen zeigen zu können. Auch die Gemäldesammlung der Nationalgalerie wandert ans Wasser und wird künftig im neuen Nationalmuseum zu sehen sein.

Das private Astrup-Fearnley-Museum hat bereits eröffnet: In den von Renzo Piano entworfenen Gebäuden ist die Kunst zeitgenössischer Stars zu sehen, aktuell eine Schau von Alex Israel. Galerien gibt es in Grünerlokka: Das ehemalige, nun sehr hippe Arbeiterviertel ist das Zuhause der nordischen Avantgarde. Passend dazu gibt es allerlei Vintage-Läden und gemütliche Cafés.

35 Skulpturen im Park
Die meisten Oslo-Besucher bummeln über die Hauptstraße Karl Johans Gate. Sie erkunden die Festung Akershus, die Sprungschanze Holmenkollen und fahren mit der Fähre zur Halbinsel Bygdoy. Hier liegen Wikingerschiffe, die Häuptlinge ins Totenreich begleiten sollten, und das Expeditionsschiff Fram des Entdeckers Amundsen.

Spannend ist aber auch die Bahnfahrt zum Ekebergpark, wo sich Edvard Munch zu seinem Bild „Der Schrei“ inspirieren ließ. Hier hat Christian Ringnes eine Ausstellung mit 35 Skulpturen finanziert. „Man sieht Arbeiten von Salvador Dali, Auguste Rodin und Pierre-Auguste Renoir, vor allem aber Werke von Künstlern unserer Zeit“, sagt der umtriebige Mäzen. Damien Hirst zeigt einen skelettierten Engel, Lichtkünstler James Turrell beamt Besucher im „Skyspace“ in andere Welten, Louise Bourgeois hat ein in inniger Umarmung verbundenes Pärchen zwischen Kiefern gehängt.

Zu sehen ist all das rund um die Uhr, ein Genuss für wirklich alle Kunstfreunde. Und noch dazu ist der Eintritt frei.

 

Wer hat Oslo im Programm?
Fähren von Color Line verbinden Kiel mit Oslo. Vermarktet wird die Tour als Nur-Mini-Kreuzfahrt oder mit Programm und Hotelübernachtung. TUI Wolters und Dertour nutzen Oslo als Ausgangspunkt für Rundreisen. Studiosus kombiniert Kopenhagen, Oslo, Stockholm und Helsinki zur Vier-Städte-Tour „Metropolen des Nordens“.

Helge Bendl