Spanien

Valencia: Lizenz zum Feiern

Diese Falla erinnert an einen Bollywood-Film.

Diese Falla erinnert an einen Bollywood-Film.

Die Fallas sind ein Frühlingsfest für alle Sinne

Die Jungfrau der Schutzlosen ist die Schutzheilige.

Die Jungfrau der Schutzlosen ist die Schutzheilige.<br>Fotos: ras, Jorgefontestad/istockfoto


Was ist das Schönste an den Fallas in Valencia? Schwer zu sagen. Denn das Frühlingsfest, das 2016 von der Unesco zum immateriellen Kulturgut geadelt wurde, ist ein Mosaik aus unterschiedlichen Höhepunkten.

Es ist mehr als nur das Verbrennen fast aller der rund 800 mehrere Meter hohen Fallas-Figuren, dem in Deutschland bekanntesten Mosaikstein, der dem Fest seinen Namen gab. Fallas stammt vom Verb „abfackeln“ ab, denn einst wurden zu Frühlingsbeginn Holzreste und Strohpuppen verbrannt. Doch die so genannte Crema in der Nacht vom 19. auf den 20. März bildet nur den Schlussakkord. Doch dazu später mehr.

Opfergabe für die Schutzheilige

Schließlich müssen die Figur-Ensembles aus Pappmache, Gips und Kunststoff erst geplant, realisiert, aufgebaut und bestaunt werden, bevor man sie in Rauch aufgehen lässt. Viele Valencianos sind in ihrem Stadtteil in einem Fallas-Verein organisiert. Hier diskutieren sie ihre Ideen für die häufig politische oder gesellschaftskritische Figurkonzeption, häufig nur gebremst von den Kosten. Diese gehen teils in die Hunderttausende und werden von den Vereinen getragen – durch Mitgliedsgebühren, Spenden und Sponsoring. Teils geschieht dies auch durch Eintrittsgebühren, um die Figuren aus der Nähe zu sehen, was immer ab dem 15. März möglich ist.

3,50 Euro zahlen Besucher, um eine Szene wie aus einem Bollywood-Film sowie die Nachbildung der Französischen Revolution – umgedeutet auf die heutige Zeit – zu bestaunen. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist unter den meterhohen Figuren genauso vertreten wie US-Präsident Donald Trump, der in einigen Fallas-Gruppen auftaucht.

Und da die Aussagen der Figurengruppen häufig nicht jugendfrei sind, gibt es neben jeder Fallas-Figurengruppe eine harmlose Variante für Kinder. Jedes Jahr werden die besten Fallas-Ensembles und Einzelfiguren, die Ninots, prämiert. Die zwei besten Ninots bekommen einen Platz im Fallero-Museum.

Gemeinsam treten die Vereine auch bei der Opfergabe auf. Die Ofrenda am 17. und 18. März ist eine schier endlose Prozession aus in prächtigen Trachten gekleideten Valencianos, die ihrer Schutzheiligen, der Jungfrau der Schutzlosen, eine Blume überreichen. Viele Teilnehmer können ihre Emotionen kaum verbergen, wenn Sie die Plaza de la Virgen betreten und ihre weiße oder rote Nelke überreichen, aus denen dann das mehr als zehn Meter lange Kleid der Schutzheiligen geflochten wird. Angeführt wird jeder Stadtteil von seiner Festkönigin, der Fallera Mayor, und der Kinderfestkönigin.

Feuerwerk nachts um halb zwei

Aus den Falleras der einzelnen Stadtteile wird zudem eine Fallera ausgewählt, die als Fallera Mayor die Stadt Valencia im Ausland vertreten darf. Darüber hinaus kündigt sie zwischen dem 1. und 19. März täglich um 14 Uhr ein ohrenbetäubendes Spektakel an. Bei der Macleta werden mindestens fünf Minuten lang tausende Tonnen Schießpulver vor dem Rathausplatz in den Himmel gejagt.

Dichtes, aber entspanntes Gedränge gibt es immer beim Feuerwerk, das in der Nacht vom 18. auf den 19. März nachts um 1.30 Uhr abgefeuert wird. Doch bevor die Fallas-Figuren dann am 19. März ab 22 Uhr kontrolliert zum Himmel aufsteigen, bewacht von mehr als 2.000 in- und ausländischen Feuerwerkmännern, findet um 19 Uhr noch eine Feuerparade statt. Damit beweisen die Valencianos nochmals, was sie auf die Beine stellen können.

Sylvia Raschke