Schweden

Smaland: Der Mann, der Elche tauscht

In der schwedischen Region kommen Touristen den Riesen ganz nah

Wie es wohl für Bengt Delmeby sein wird, „Tschüss“ und „Mach’s gut“ zu seinem knapp 500 Kilogramm schweren August zu sagen, der nach Jönköping umziehen wird? Der Mann in Karohemd und Jeans schweigt und schaut irritiert – aber der Augenausdruck scheint sagen zu wollen, dass es wahrscheinlich nicht ganz einfach werden wird. 

Und dann kommen doch ganz andere Worte über seine Lippen: dass Elche ja keine Haustiere seien. Dass sie auf den 16 Hektar Wald- und Moorlandschaft hinter Bengts blutrotem Schuppen herumlaufen und die meiste Zeit doch nur bis zur Hüfte im Morast stehen und genau das toll finden. Und dass er Katzen habe, richtige Haustiere also, die meistens im hellgelb getünchten Wohnhaus auf der verglasten Veranda in den Kissen sitzen und mit ihm leben. Wenn da irgendwer käme und die tauschen wollte, da wäre er dagegen.

Professionelles Wechselspiel

Regelmäßig tauchen Leute bei Delmeby in Smaland auf, die Elche mit ihm tauschen wollen. Sie kennen sich untereinander, haben dasselbe Hobby oder denselben Beruf – und arrangieren das Wechselspiel professionell. Denn wer in Schweden einen privaten Elchpark betreibt und frisches Blut dafür braucht, ist darauf angewiesen, mit anderen Elchparkbetreibern zu tauschen, weil es nicht erlaubt ist, Zuwachs für die eigene Elche-Sammlung direkt aus der Wildnis heraus zu fangen.

Diesmal geht es um den Elchbullen August: ein Bilderbuchtier mit weit ausladenden Schaufeln des Geweihs. Genau so einer, weswegen Touristen vor allem in der Sommersaison zwischen Anfang Juni und Ende August in den Elchpark von Bengt Delmeby kommen. Sie wollen Schwedens Nationaltiere aus der Nähe sehen und Fotos schießen.

Der Park ist sehr weitläufig, aber natürlich eingezäunt. Damit keines der Tiere abhauen kann. „Vor allem aber“, lacht Delmeby, „damit keiner hineinkommt!“ Denn wenn sich wilde Elche während der Brunft an Augusts Elchkuh Hilma heranmachen sollten, dann gäbe es Stress. 

Symbol für Freiheit und Natur

35 Elchparks gibt es in Schweden, viele davon in der Provinz Smaland nördlich und westlich der Küstenmetropole Kalmar. Schwedenreisende lieben die Elche. Sie sind Symbol geworden für die schwedische Lebensweise – und damit auch Synonym für Freiheit, Weite, für fast grenzenlose Natur.

 

Elchparks in Schweden
Bengt Delmebys Park in Vassmolösa heißt „Hallagardens Älg & Vilt“ (www.hallagarden.com, geöffnet im Sommer von 10 bis 18 Uhr, Erkundung geführt zu Fuß).
Durch den „Virum Älgpark“ (www.virummoosepark.se) bei Vimmerby geht es auf umgebauten Traktor-Anhängern.
Auf Holzstegen läuft man im „Malilla Älgpark“ (www.algpark.eu) in Malilla durchs Gelände. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Elchparks – meist geöffnet von Mai bis September, der Eintritt liegt in der Regel zwischen sechs und 15 Euro. 

Helge Sobik