Portugal

Cascais/Estoril: Geballte Schönheit

Der Leuchtturm Farol Santa Marta und die Casa de Santa Maria in Cascais

Nur einen Katzensprung von Lissabon entfernt lockt die "Portugiesische Riviera"

Ein Blick auf das schmucke Städtchen Estoril vom Wasser aus. Fotos: cd

Gerade mal eine halbe Stunde braucht der Zug von Lissabons Station Cais do Sodre bis Cascais. Erst geht es nahe der Tejo-Mündung, dann am offenen Ozean entlang. Unterhalb der Trasse reihen sich Strände, Festungen und Leuchttürme aneinander. Kaum ein Besucher der portugiesischen Hauptstadt lässt sich einen Ausflug nach Cascais entgehen. Man kann die Sache aber auch umdrehen und an der Küste Quartier nehmen, um sich von dort aus in den Großstadtrubel zu begeben.

Noblesse oblige: Es war nun die portugiesische Königsfamilie höchstpersönlich, die Cascais ab 1870 als Sommerfrische entdeckte. Der Ort blieb dennoch lange ein verschlafenes Fischerdorf. Erst ab den 1920ern entstand so etwas wie ein bescheidener Tourismus.

Um 1940 wurde es dann plötzlich voll. Portugal blieb im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral und so zogen nicht nur Lissabon, sondern auch Estoril und Cascais Tausende von Flüchtlingen an. Von Diktator Salazars Gnaden durfte hier aber nur bleiben, wer über das nötige Geld verfügte, um die Hotelrechnungen zu bezahlen. Heute ist Cascais zusammen mit Estoril und weiteren kleinen Ortschaften zu einer Großgemeinde von ungefähr 200.000 Einwohnern verschmolzen. Doch noch immer fahren die Fischer hinaus und setzen die Fallen für Hummer und Tintenfische.

Insgesamt 37 Hotels, vor allem im Vier- bis Fünf-Sterne-Bereich, bietet der Küstenstreifen, der auch als „portugiesische Riviera“ bekannt ist. Hinzu kommen zahlreiche B & B-Adressen, in aller Regel ebenfalls mit großem Komfort und stilvollem Ambiente. Besonders Golfer werden in der Region glücklich. Insgesamt acht Plätze, davon sieben mit 18 Löchern, sind in reizvoller Lage zwischen Meer und Dünen oder in parkartiger Landschaft zu finden. 300 Sonnentage im Jahr und ein mildes Klima machen die Region auch noch im Winter attraktiv.

Der schönste Flecken von Cascais ist jedoch definitiv der schmale Sund am blau-weiß gestreiften Leuchtturm Farol de Santa Marta. Bei Flut macht das Meer an dieser Stelle einen kleinen Abstecher landeinwärts, vorbei an der prunkvollen Casa de Santa Maria. Das schöne Anwesen war einst der Sommersitz einer reichen irischen Familie.

Dann schwappt das glasklare Atlantikwasser unter der historischen Brücke hindurch und leckt bis an das Fundament des Palacio dos Condes de Castro Guimaraes. Bei Ebbe hingegen ist die winzige, tief eingeschnittene Meeresbucht ein schöner Miniaturstrand und eignet sich perfekt zum windgeschützten Sonnenbaden. Alle drei historischen Gebäude rundum stehen täglich außer an Montagen für Besucher offen. Der Farol de Santa Marta stellt Leuchtturmtechnik durch die Jahrhunderte aus, die Casa de Santa Maria ist für temporäre Kunstausstellungen da und im Palast beeindrucken nicht nur die historischen Interieurs, sondern auch der romantische Garten.

Bei so viel geballter Schönheit fällt einem der ebenso schlichte wie treffende Satz ein, den Joseph von Habsburg über Cascais sagte: „Hier fühlen wir uns zu Hause.“

Claudia Diemar