Spanien

Balearen: Wenn auf Mallorca der Wecker klingelt

Die Stadtmauer von Palma de Mallorca

Die Insel erwacht aus dem Winterschlaf

Die Kathedrale ist einer der ersten Anlaufpunkte in Palma de Mallorca Fotos: hs

Fast ist es, als ob es mit einem Schlag geschieht. Ganz plötzlich, einfach über Nacht. Wo doch gestern noch die Fensterläden verschlossen waren, stehen sie heute sperrangelweit offen und von drinnen dringt sanfte Gitarrenmusik heraus ins Freie. Wo eben noch niemand war, sind wieder Stimmen zu hören, lachen Menschen, stehen Tische und Stühle auf der Terrasse: Mallorca ist aus der Winterruhe aufgewacht, hatte seit Anfang November zwei Gänge zurückgeschaltet und beschleunigt ab Mitte Februar wieder – noch nicht aufs Tempo der Hochsaison, der Rummel ist noch weit. Aber auf so etwas wie Normalbetrieb.

Das fühlt sich gut an – und fast nebenbei klettert das Quecksilber im Thermometer wieder jeden Tag in die Nähe der 20-Grad-Marke, ist der Himmel wolkenlos und sattblau. Die Luft duftet selbst in der Hauptstadt Palma nach Frühling. Und auf dem Land, entlang der vielen Wanderwege durch das Tramuntana-Gebirge riecht es intensiv nach Kräutern, nach Rosmarin und Thymian, während sich im Tal von Soller bereits die Orangenblüten geöffnet haben und sich ein betörender Duftteppich auszubreiten beginnt.

Mallorca ist aus dem Feierabend zurück, wieder aufgewacht. Und bereit für die neue Saison: nach und nach öffnen die ersten jener Hotels wieder, die in die Winterpause gegangen waren.
„Wir würden am liebsten den Winter über geöffnet bleiben, aber nach allen Veränderungen am Airline-Markt gibt es einfach zu wenig Direktflüge, obwohl die Nachfrage da wäre“, erklärt zum Beispiel Martin Xamena, Direktor des in dritter Generation familiengeführten Hotels Bonsol in Palmas feinem Vorort Illetas. Anfang November ging sein Hotel in die Winterpause, am 10. Februar macht Xamena wieder auf – weil viele Stammgäste es sich so wünschen. Manche Kollegen machen es wie er, andere ziehen im März nach. Wieder andere haben es darauf ankommen lassen und einfach wie das Park Hyatt bei Canyamel „durchgemacht“.

Gleichwohl zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab: Diesen Winter gibt es bereits wieder deutlich mehr Flüge als noch vor einem Jahr, als das Air-Berlin-Aus besonders schmerzhaft zu spüren war.
„Wann ist hier eigentlich Winter?“, will diesen Vormittag eine Urlauberin vom Kellner im Café auf der Plaza Mayor mitten in Palma wissen. Gerade hat sie es sich in kurzärmeliger Bluse und Sommerrock im Freien gemütlich gemacht, ein Eis bestellt. „Schwer zu sagen“, meint der Mann mit der weißen Schürze: „Letztes Jahr war es an einem Dienstag.“ Sie lacht. Er auch. „Wir haben einen Tag Winter, aber sieben Monate Frühling, fünf Monate Sommer.“

Weil das so ist, hantieren die Wirte vieler Strandbars, der Chiringuitos, jetzt mit Pinsel und Farbe, damit bald alles wieder wie neu aussieht. Kisten und Fässer mit Sangria, Bier und Wein sind bereits angeliefert, bald ist Eröffnung. Und mit ein bisschen Glück wird der Laden wie gewohnt brummen.

Helge Sobik
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