Spanien

Katalonien: Ohne Dali geht nichts

Das von Dali in Figueres gestaltete Theater-Museum

Eine Wanderung entlang der Costa Brava führt immer zu dem großen Künstler

Immer den rot-grünen Markierungen folgen: Wanderweg zum Cap de Creus. Fotos: ad

Gnadenlos zieht sich der Pfad bergan durch die Einsamkeit. Steil, steinig und staubig. Im Rücken verliert sich der Hafen- und Strandort Llanca. Es duftet nach Lavendel. Steineichen und Bruchsteinmäuerchen säumen den Weg. Überall wachsen Zistrosen, Baumheide, Ginster, Wacholder. Ziel des zweistündigen Aufstiegs, der Schweißkanäle ins Shirt treibt, ist das Kloster Sant Pere de Rodes.

Das burgartige Schachtelwerk liegt 540 Meter über dem Meer und gehörte einst den Benediktinern, die Kirche gilt als Musterbeispiel katalanischer Romanik. Grandios sind die Ausblicke auf die Costa Brava, die „Wilde Küste“, wie der Landstrich übersetzt heißt, und das ausgeuferte Küstenstädtchen El Port de la Selva – und genau dorthin führt der lange, gefahrlose Abstieg, der ganz schön in die Gelenke geht.
Wandern in Katalonien bedeutet auch immer, sich auf die Spuren des surrealistischen Jahrhundert-genies Salvador Dali zu begeben.

Dali, der von 1904 bis 1989 lebte, stammte aus Figueres, wo er das Theater samt Eier- und Brotskulpturen in ein museales Gesamtkunstwerk verwandelte und im Inneren später begraben wurde.
Wichtig in seiner Vita war der Küstenort Cadaques. Im Ensemble aus weißen Häusern und kleinen Buchten verlebte er Teile der Kindheit und Jugend, schöpfte früh Inspirationen für seine Bilder.
 Hinter dem Hauptstrand La Platja, wo ein Denkmal den Meister ehrt, ist der ideale Startpunkt für eine Wanderung ins nahe Port Lligat. Hier schufen sich Dali und seine Muse Gala aus Fischerkaten ein Prachtdomizil, das sie spleenig mit Eisbär im Foyer und ausrangierter Telefonzelle am Pool ausdekorierten. In seinem Atelier wirken hinterlassene Pinsel, Stifte und Fläschchen mit Flüssigkeiten so, als würde der Meister gleich zurückkommen.

Draußen, unterhalb des Hauses an der Steinmole, flicken Fischer die Netze wie einst. Setzt man hier die Wanderung fort, verebbt bald der Besuchertrubel: auf dem grün-rot markierten Weg zum Cap de Creus. Der Pfad passiert Senken, Felsen. Das Meer ist glasklar, ein Abstecher verführt zum Badestopp in einer kleinen Bucht. Dann heißt es: Kap in Sicht, überragt vom Leuchtturm. Der schroffe Zauber der Costa Brava erreicht einen Höhepunkt, doch mit der ungetrübten Stille ist es vorbei. Hierher führt auch ein Zubringersträßchen.
Wanderreisen auf den Spuren von Salvador Dali durch Katalonien sind unter anderem bei Wikinger Reisen im Programm.

Andreas Drouve