Norwegen

Henningsvaer: Feuerwerk an Herd und Himmel

Henningsvaer auf den Lofoten gilt als das „Venedig des Nordens“. Im Winter erlebt man eine ruhige Fischfang-Siedlung

Arktische Spezialitäten und einsame Landschaften – der Norden des Landes ist immer eine Reise wert

Innige Liebe: Ein Mitarbeiter der Farm Dalheim Gard füttert sein Lama

Dekoration im Restaurant „Himmel og Havn“ in Ballstad

Bevor die Sonne über den Horizont blitzt, färbt sich der Himmel in Nordnorwegen oft majestätisch blau. Fotos: hb

Ganz plötzlich jagen nun Wellen aus Licht pulsierend übers Firmament, ein Wasserfall schießt herunter, Flammen zucken. Überirdisch leuchtend hängt ein grün-gelbes Band im Himmel. Wenn man Glück hat, teilt es sich auf in viele Bögen. Es ist ein gigantisches Feuerwerk, kosmisch lautlos, aber trotzdem beeindruckender als jedes von Menschenhand geplante Raketenspektakel.

Apps für das leuchtende Spektakel

Um das Polarlicht zu sehen, muss man an den äußersten Rand Europas reisen, am besten an die ausgefranste Fjordküste von Nordnorwegen. Und sich dort in Geduld üben, bis einen das Himmelsphänomen auf der Inselgruppe der Vesteralen überrascht.
Genauer gesagt: Auf dem Verdauungsspaziergang vom Abendessen auf dem Nordtun-Bauernhof (sündige Spezialität: Käsekuchen mit Moltebeeren) zurück in die charmante Pension Marmelkroken. Polarlicht gibt’s eben nie auf Zuruf. Doch die findigen Norweger haben immerhin Apps programmiert, die einem wie bei einer Wettervorhersage die Wahrscheinlichkeit anzeigen, das besondere Himmelsspektakel erleben zu können. 

Heringsschwarm als Festmahl

Die Kriterien fürs Nordlicht sind übrigens: Keine Wolken. Und dunkel muss es sein. Letzteres ist im Winter in Nordnorwegen nicht wirklich ein Problem. Auf den Lofoten dauert die Polarnacht vier Wochen, am Nordkap sind es ganze zwei Monate. Komplett stockdunkel ist es aber selbst dann nicht: Häufig präsentiert sich der Himmel in mysteriösem Dunkelblau. Und wenn die Sonne wieder am Horizont erscheint, wird die Landschaft mit knallbunten Farben ausgemalt. 
Andenes auf den Vesteralen ist von November bis Februar auch ein guter Hotspot für Whale Watching: Schwertwale, Finnwale und Buckelwale laben sich dann an großen Heringsschwärmen. Auf dem Festland werden derweil Schlittenhund-Touren angeboten. Oft führen sie zu den Sami: Die Ureinwohner züchten bis heute ihre Rentiere. 
Die Vesteralen lassen sich gut mit den weiter südlich liegenden Lofoten kombinieren. Dort gibt’s erst preisgekrönten Käse von den Ziegen der Aaland Farm, dann schlendert man durchs Fischerdörfchen Henningsvaer, das als „Venedig des Nordens“ gilt und im Sommer anscheinend ebenso überlaufen ist. Zu allen anderen Jahreszeiten hat man die kleinen Läden und die „Kaviar Factory“, eine Kunsthalle der Mäzenin Venke Hoff, fast für sich allein. 

Kulinarische Feuerwerke

Auch der Kabeljau findet sich hier in Schwärmen von vielen Millionen Tieren vor der Küste ein. Weswegen Norwegens Köche mit ihrer arktischen Küche damit gerne einige kulinarische Feuerwerke abbrennen.
Ob im Restaurant Bark in Harstad oder im hippen NYT in Bodo: Serviert werden Königskrabben und Kaisergranat, vor allem aber Dorsch in allerlei Variationen. Traditionell wird der Fisch getrocknet und in Lauge gewässert oder mit Bauchspeckstückchen angebraten. Dorschzunge gilt als Delikatesse. Und natürlich auch der Lebertran...

Helge Bendl