Guatemala

Picknickreste für Nasenbären

Der historische Ballspielplatz in Copan.

Guatemala/Honduras: An den Maya-Ruinen geht es wieder lebhafter zu

Diese Maya-Ruinen liegen in Tikal im Urwald von Guatemala. Fotos: bk

In den Maya-Stätten von Chichen Itza auf der mexikanischen Halbinsel Yucatan treten sich Touristen seit Jahren auf die Füße, so voll ist es. Dagegen sind die Tempel und Skulpturen von Copan in Honduras sowie Tikal in Guatemala touristisch noch fast im Dornröschenschlaf. Aber auch sie zählen wie die berühmte Ausgrabungsstätte Chichen Itza zum Unesco Weltkulturerbe. Doch die Anreise nach Copan und Tikal ist zeitraubend. Und politische Unruhen wie der Staatsstreich 2009 in Honduras und schwere Unwetter wie Sturm Agatha im Juni 2010 in Guatemala sorgten für Besucherrückgänge.

Nun ist es wieder lebhafter. "Wir haben zum Glück wieder mehr Arbeit", sagt Führer Emilio Briones in Tikal. "Und die da" - er zeigt zwischen Urwaldbäumen und dem 70 Meter hohen Tempel der zweiköpfigen Schlange auf zwei possierliche Nasenbären - "freuen sich nun wieder über mehr Picknickreste". Hier - in üppigem Grün fernab von großen Orten - ist die Tierwelt noch in Takt. Auch Tukane und Brüllaffen beäugen die Touristen in dem großflächigen Areal des Maya-Erbes.

Am Eingang von Copan sind Ara-Papageien beliebte Fotoobjekte. Die großen, Buntgefiederten hocken auf Ästen und Zäunen. "Bewachen die Vögel die alten Ruinen?", fragt ein einheimischer Junge seine Eltern. Im Raum Copan sollen vor über tausend Jahren bis zu 20.000 Menschen gelebt haben. Die Bauherren hatten in Jahrhunderten eine Stadt über der anderen errichtet. Dann versank der Prunk im Dschungel. Forscher stießen erst 1839 auf steinerne Reste, vergessene Stelen und Skulpturen.

Wer kurz nach Sonnenaufgang von Copan-Dorf zu den Maya-Pyramiden spaziert, kann die mystischen Reize fast ganz allein genießen. Ähnlich ist es in Tikal: Vorherige Anmeldung oder ein Trinkgeld öffnen schon sehr früh die Tore.Kleine Echsen huschen über die steinernen Stufen am historischen Ballspielplatz in Copan. Tempel, Stelen, beschriftete Steinquader und Skulpturen zeugen davon, dass hier einst ein blühendes und prächtiges Kunst- und Kulturzentrum der Mayas war.

Mancher Gast setzt sich auf eine der Palaststufen und sinniert vielleicht über das Leben zur Zeit von König "18 Kaninchen". Der herrschte hier vor 1.300 Jahren. Damals haben Maya-Teams auf dem großen Wettkampfplatz den Ball durch Steinringe geschleudert. Doch bald könnte es lebhafter werden. Ende 2012 sollen unweit von Copan auch etwas größere Flugzeuge landen können und nicht nur kleine Propellermaschinen wie bisher.

Früher war Honduras nur wegen Copan bekannt. Heute erkunden Urlauber auch die unzählige kleinen Koralleninseln, Naturreservate und Kolonialstädte. Manche sind zu Gast bei Urvölkern wie Miskito und Tawahka.
Bernd Kubisch