Honduras

Einzigartiges im Dschungel

In Copan sind reichverzierte Pyramiden, Stelen und Skulpturen zu finden.

In Copan sind reichverzierte Pyramiden, Stelen und Skulpturen zu finden. Fotos: ras

Honduras: Zu Besuch in der Maya-Ausgrabungsstätte Copan

Hier steht er also: Der hüfthohe Kopf mit nur zwei Zähnen im Mund ist die bekannteste Figur in Copan, der Maya-Stätte im Westen von Honduras. Und es gibt ihn sogar doppelt: Denn der Kopf auf dem Ausgrabungsgelände ist nur eine Kopie, das Original steht wie viele andere Skulpturen im Museum nebenan. Sie wurden Stein für Stein abgetragen und sollen nun geschützt vor schädlichen Sonnenstrahlen die nächsten Jahrhunderte überdauern.

Die Blüteperiode hatte Copan zwischen dem vierten und dem neunten Jahrhundert, als hier 27.000 Menschen wohnten. Die Mayas konzipierten reichverzierte Pyramiden, Tempel, Stelen und Unterkünfte. Jeder der 16 Herrscher wollte den anderen übertreffen und baute kunstvoller. Einer der wichtigsten war der König Nummer 13, genannt 18 Kaninchen.

Die 24 Quadratkilometer große Stadt wurde verlassen, vom Dschungel gefressen – und 1839 von Forschern gefunden. Auch heute noch begleiten Archäologen die Ausgrabungen an der Stätte, die bereits 1980 zum Unesco-Weltkulturerbe geadelt wurde und damit acht Jahre vor der bekannten Maya-Stadt Chichen Itza in Mexiko.
Und während Chichen Itza täglich viele Hundert Urlauber besuchen, ist man in Copan fast allein. Selbst in der besten Reisezeit, den Monaten März, April, Juli, August, November und Dezember, kann man mit Muße über das zugewachsene Gelände streifen, weshalb man Mückenspray und auch Wasser mitnehmen sollte.

Herz der Tempelstadt, die auch über englischsprachige Hinweisschilder verfügt, ist die meterhohe Akropolis, um die sich weitere Tempel gruppieren wie die Nummer 16, die auf einen anderen Tempel gebaut wurde. Interessant ist auch Rosalila, ein Tempel unter der Erde. Einzigartig in der gesamten Maya-Welt sind der Ballspielplatz, wo der Ball nicht durch ein Loch geworfen wird, und Tempel 26 mit der Hieroglyphen-Treppe – beides ist auch auf der Rückseite des Ein-Lempira-Scheins zu ‧sehen, wie die Währung in Honduras nach einem Indianerhäuptling heißt.

Der im März eröffnete Flughafen Rio Amarillo in der Nähe soll nun verstärkt Tagesausflügler vom Kreuzfahrthafen Puerto Cortes und der karibischen Badeinsel Roatan anlocken. Das ist ein Grund mehr, frühmorgens zur Ausgrabung zu kommen, und im zehn Fußminuten entfernten Dörfchen Copan Ruinas zu übernachten.

Das liebenswerte Örtchen mit freundlichen Bewohnern sieht aus wie gerade aus einem jahrhundertelangen Dornröschenschlaf geweckt, mit kopfsteingepflasterten Straßen, zweistöckigen Häusern, Kirchen, Kneipen und Hotels. Mittendrin liegt das auch über deutsche Veranstalter buchbare Kolonialhotel Marina Copan. Um einen Innenhof mit Schwimmbad gruppieren sich die 49 Zimmer und Suiten. Etwa 20 Minuten außerhalb liegt die Hacienda San Lucas, eine mehr als 100 Jahre alte ökologische Finca mit acht Zimmern und direktem Blick auf Copan.

Wer etwas Zeit mitbringt, sollte unbedingt noch den Vogelpark Macaw Mountain und die Finca Santa Isabel anschauen, wo die Bohnen für den schmackhaften Cafe Welchez angebaut werden. Bei einer Tour durch das gebirgige Land lernen Besucher alles über den mühsamen Weg der Kaffeeproduktion.
Sylvia Raschke