Dominikanische Republik

Samana: Der Gaudi vom Walde

Delfine sind häufige Begleiter bei der Bootsfahrt von Samana zum Nationalpark Los Haitises

Grünes Hinterland statt All-inclusive-Resort

Der Wasserfall El Limon bringt Abkühlung. Fotos: mw

Toni de Leon ist ein Visionär in Flip-Flops. Den Zimmern in seinem Hotel Altos de Cano Ondo in Sabana de la Mar gegenüber der Halbinsel Samana gibt er keine Nummern. Er nennt sie lieber „Nido del Zumbador“ nach dem Kuba-Smaragdkolobri, der um die Blüten unten im Garten schwirrt. 
Die Zimmerschlüssel hat Senor de Leon an Emailletassen gebunden. Die Holztüren, die man damit öffnet, führen in Räume mit Wänden aus Korallensteinbrocken und Balkongeländern aus knorrigem Holz. Außerdem haben die Bauarbeiter die Abdrücke großer Papayablätter aus dem umgebenden Wald in den Boden gepresst. Die erinnern ihn an Fossilien, wie man sie nebenan im spektakulären Nationalpark Los Haitises im Osten der Dominikanischen Republik findet. 
Bootsfahrt mit Delfinen 
Der Architekt und Hotelbesitzer wirkt wie ein Antoni Gaudi der Wälder. Abends, wenn der Himmel seine Schleusen zum nächtlichen Platzregen öffnet, serviert seine Köchin auf der überdachten Terrasse landestypisches Filete Encebollado in Zwiebelsauce oder ein pikantes Bistec a la Criolle. Danach singen die Zikaden und ein unermüdlicher Vogel ruft die ganze Nacht.
Viele Nationalparks lassen sich nach wie vor nur auf schweißtreibenden Wanderungen erkunden. Die Kalkstein- und Mangrovenwelt Los Haitises ist hier eine absolut sehenswerte Ausnahme. 
Mit dem Boot schippert man in 45 Minuten über die Bucht von Samana dorthin. Eine Schar Delfine schwänzelt zur Begrüßung um den Katamaran. Dann kommen die Kalkpilze versteinerter Korallen in Sicht, von grünen Baumdächern krautig bewachsen. In den Höhlen der Umgebung malten die Ureinwohner Haifische, Leguane und Fantasiefratzen an die Wände. In den Mangrovenwäldern sollen sich Seekühe verstecken, aber die lauten Boote verschrecken sie zuverlässig. Doch um die Baumkronen gleiten Scharen von Braunen Pelikanen, Truthahngeiern und Fregattvögeln. Man fühlt sich wie im „Jurassic Park“ und fürchtet fast, von den großen eleganten Seglern im Sturzflug entführt zu werden.
Wandern zum Wasserfall
An die natürlichen Ressourcen angepasst wirtschaftet man auch im Örtchen Jarabacoa im kühleren Hochland. Besonders auf der zwischen Fischteichen, Zuckerrohrfeldern und Bananenstauden versteckten Öko-Ranch Baiguate wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Hier kann man zu Wasserfällen wandern, reiten oder die Wildwasserflüsse im Gummiraft meistern. Oder man liegt in seiner Hängematte und schaut nach den Vögeln: Es gibt immerhin 254 Arten. Ein Drittel der Dominikanischen Republik steht unter Naturschutz. Das Baumfällen wird strikt reglementiert. So blieb eine große Artenvielfalt erhalten. 
Auf einem abenteuerlichen Ausritt zum Wasserfall von El Limon kann man die bewundern. Der Begleiter zeigt Kaffeekirschen und Kakaoschoten, Brotfrüchte und Papayas. Am Ende dann der Wasserfall, unter dem am Wochenende auch viele Einheimische ein Bad nehmen.

Martin Wein

Buchungstipp

Das Hotel Altos de Cano Ondo in Sabana de la Mar und das Örtchen Jarabacoa werden unter anderem bei der viertägigen Dertour-Reise „Hispanola Insider“ und der Meier’s-Tour „Kiskeya entdecken“ besucht.