USA

Lake Tahoe: Grenzerfahrung im Schnee

Mitten durch das Skigebiet Heavenly verläuft die Grenze, die Nevada und Kalifornien trennt. Foto: ket

Durch das Skigebiet Heavenly Lake Tahoe verläuft die Grenze zwischen Kalifornien und Nevada

Wenn Mike Frye am Morgen in South Lake Tahoe in die Gondel zum rund 2.000 Hektar großen Skigebiet Heavenly steigt, tut er dies in seinem Heimatstaat Kalifornien. Steigt der 70-Jährige nach acht Minuten an der Bergstation aus der Gondel wieder aus, ist er in Nevada. „Ein Skigebiet, das sich über zwei Bundesstaaten erstreckt, das gibt es nicht sehr oft“, lacht der Kalifornier, bevor er sich auf die 94 Pistenkilometer begibt, die Heavenly bis auf 3.060 Meter Meereshöhe dem Himmel nahe bringen.

„To California“ und „To Nevada“

Am Ausstieg des Tamarack Express wird offensichtlich, was er meint: Der California Trail führt nach links zurück in Amerikas größten Bundesstaat. Die Piste nach rechts, Cosmic Wave, endet hingegen am Dipper Express – und somit in Nevada. Entsprechend das Schild am Ausstieg des Tamarack Express: Links „To California“ mit der spektakulären Aussicht auf den Lake Tahoe, der zu zwei Dritteln zu Kalifornien gehört. „To Nevada“ geht es nach rechts – wobei die Aussicht auf das steppenhafte Hochplateau des Carson Valley in Nevadas Westen nicht minder spektakulär ist.

Bei der Talfahrt zurück zum Ausgangspunkt wird die Grenzerfahrung dann allzu deutlich. Während am Berg die Grenze zwischen Kalifornien und Nevada fast unsichtbar verläuft, genügt beim Einschweben nach South Lake Tahoe ein Blick auf die Bebauung links und rechts der Gondola. Rechts das Montbleu, das Hard Rock Hotel sowie die beiden zu Cesars Entertainment zählenden Riesenhotels Harrah’s und Harvey’s. Bausünden aus der Anfangszeit des Casinotourismus am Lake Tahoe. Links dagegen nur flache, gestreckte Bauten im California Style. „Die Casino-Hotels würden nach heutigem Baurecht hier heute nicht mehr genehmigt“, weiß Frye.

Vorsicht mit dem Alkohol

Sie sind aber da, und das seit Jahrzehnten – und so gilt rechts vom Gondelausstieg in South Lake Tahoe hinter der Stateline dann auch die Gesetzgebung Nevadas, die neben dem Glücksspiel auch den Alkoholausschank wesentlich weniger strikt regelt als das links vom Gondelausstieg in Kalifornien der Fall ist. „No Alcohol beyond this point“ prangt folglich das Schild auf den Terrassen der beiden größten Après-Ski-Bars in South Lake Tahoe, dem „Basecamp“ und dem „Fire + Ice“, die beide in Kalifornien liegen. Alkohol auf offener Straße ist hier wie in den meisten amerikanischen Bundesstaaten strengstens verboten, und von zwei Uhr bis sechs Uhr morgens darf hier auch kein Alkohol ausgeschenkt werden.

Ein paar Meter weiter hingegen, hinter der Stateline in Nevada, wo Alkohol täglich 24 Stunden lang ausgeschenkt werden darf, haben die Gesetzeshüter auch mit dem Trinken in der Öffentlichkeit kein Problem. „Wer in Nevada seinen Drink kauft, kann sich damit auf der Straße frei bewegen“, lacht Frye, und mahnt dennoch zur Vorsicht. Denn: Mit dem offenen Drink nur so zum Spaß die Stateline nach Kalifornien zu passieren, ist keine gute Idee. Denn das kann richtig teuer werden.

Thorsten Keller