Brasilien

Gauchos, Canons, Wein und Fußball

So soll das Stadion in Porto Alegre zur Fußball-WM 2014 aussehen.

Der tiefe Süden lockt mit imposanter Natur, kann aber auch kulinarisch viel bieten

Nicht Rheinhessen, sondern Südbrasilien: das Weingut Miolo. Fotos: evs, PR

Die Stadtplaner von Porto Alegre sind fieberhaft am Schaffen. Denn die Zeit drängt: Gerade zwei Jahre sind es noch, bis die Hauptstadt der Gaucho-Region Rio Grande do Sul im tiefen Süden Brasiliens als eine von zwölf Austragungsstätten der Fußball-WM ins Licht der Öffentlichkeit rückt.

Im Mittelpunkt des Mega-Events steht das Stadion Beira-Rio, dessen Fassade zur WM von riesigen Blättern aus weißem Metall geprägt sein wird. Sie bilden gleichzeitig das vom Fußballverband Fifa geforderte Tribünendach und damit Schutz für die insgesamt 63.000 Zuschauer, die während der Spiele 2014 erwartet werden.

Auch an anderen Stellen der Stadt wird gewerkelt. Wie einst in Barcelona zu den Olympischen Spielen 1992 werden auch in Porto Alegre die Kais am Hafen revitalisiert. Leer stehende Lagerhallen verwandeln sich in Bars und Restaurants. Ein echter Gewinn für die Kongressstadt.

Der eigentliche Reiz von Porto Alegre liegt jedoch in seiner Umgebung. Das absolute Highlight liegt drei Autostunden nördlich der Stadt: Dort klafft eine über fünf Kilometer lange Erdspalte in der Hochebene. Der Riss ist bis zu 720 Meter tief. An den zerklüfteten Felswänden des Canyons Itaimbezinho stürzen zwei Wasserfälle herab. In den geschützten Pinienwäldern verstecken sich Gürteltiere und Ameisenbären. Üblich sind leichte, geführte Touren, aber auch Tagestouren von 30 Kilometern oder Trekking-Ausflüge zu Pferde. Reiseführer Junior Mota liebt diese Gegend: "Dieser Ort knackt den Panzer jedes Menschen - und seine Seele schlüpft heraus", ist er überzeugt.

Wer mehrere Tage bleibt, kann im Nationalpark Aparados da Serra aus einer kleinen Auswahl an Ökohotels wählen. Oder im Städtchen Cambara do Sul übernachten. Dort serviert die heimische Küche Bio-Salate zu gebratener Forelle und Stubenküken. Draußen auf der Straße trappeln unüberhörbar Pferdehufe vorbei: Cambara ist ein Zentrum der Kultur der Gauchos.

Diese kraftstrotzenden Typen, die Pferde angeblich lieber als Autos mögen, treffen sich in Cambara zu großen Rodeos. Weite Hosen, Hut und imposante Sporen sind die Markenzeichen der brasilianischen Gauchos.Genauso wie das Bio-Label: Die Herden bestehen aus Rindern, die ausschließlich im Grasland weiden. Ihr Fleisch hat beste Qualität - und das schmeckt man auch: Rinderbrust und Rippen - am Spieß gebraten und ordentlich gesalzen - das ist das berühmte Churrasco. Jeder der 191 Millionen Brasilianer isst 40 Kilo Rindfleisch im Jahr.

Immer öfter trinkt der Brasilianer zum Churrasco statt Bier auch mal einen Wein - und zwar brasilianischen. Seit etwa zehn Jahren exportiert das Bier- und Caipirinha-Land seine Merlots und Schaumweine sogar bis nach Deutschland. Im Vale dos Vinhedos, etwa 140 Kilometer von Porto Alegre entfernt, bauen die Nachfahren italienischer Einwanderer Rotweintrauben wie Merlot, Cabernet Franc und Tannat an. Und haben sich inzwischen zum Touristenziel entwickelt: Über zwanzig Weingüter bieten mittlerweile Weinproben an.
Eva von Steinburg
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