Peru

Tiefster Punkt: 3.121 Meter

Zugfahrt mit Panorama: Der Andean Explorer legt einen Zwischenstopp ein.

Mit dem „Andean Explorer“ von Cusco zum Titicacasee – ein Logbuch

In der Zugbar wird zwischendurch Pisco Sour serviert. Fotos: jm

Eine Tour mit dem peruanischen „Andean Explorer“ ist im wahrsten Sinne des Wortes ein atemberaubendes Erlebnis. Immerhin bewegt sich der Touristenzug auf der Strecke von Cusco nach Puno am Titicacasee auf Höhen zwischen 3.100 und 4.300 Metern. Unser Autor Jochen Müssig hat während der Fahrt Logbuch geführt.

8.01 Uhr: Start in Cusco auf 3.354 Metern Höhe: Lokführer Dante Cano betätigt das Horn und setzt seine Diesellok mit 2.400 PS und die fünf Waggons bei stahlblauem Himmel in Bewegung. In den holzvertäfelten Abteilen sitzen Touristen in gepolsterten Ohrensesseln, Schirmlämpchen und Rosen verzieren den Tisch. Draußen Alltag: Essensstände, Wäsche waschen, Bauarbeiter mit Schaufeln und winkende Kinder.

9.22 Uhr: Urcos, 3.121 Meter, der tiefste Punkt der Fahrt. Zum Vergleich: Die Zugspitze ist nicht mal 3.000 Meter hoch.

9.51 Uhr: Cusipata. Die umliegenden Berge ragen weit über 4.000 Meter in die Höhe. Das ist Breitwandkino, im Gegensatz zur 1,50 Meter breiten Bordküche: Dort bereitet Koch Gabriel das Mittagessen vor. In den Abteilen werden Kokatee, Karten- und Brettspiele angeboten. Echte Anden-Fans sind längst im offenen Aussichtswaggon am Zugende anzutreffen – mit einem Pisco Sour in der Hand.

10.43 Uhr: Vollbremsung für eine Lama-Familie, die es sich auf dem Gleis bequem gemacht hat. Die Berge sind jetzt kantiger und karger.

11.50 Uhr: Sicuani, eine Bergbaustadt mit 55.000 Einwohnern, deren Markt 50 Zentimeter neben den Gleisen verläuft. Dante fährt Schritttempo. Der Abbau wurde früher mit dem „Andean Express“ nach Cusco gebracht. Vor rund zehn Jahren kam aber die Straße von Cusco nach Puno, seitdem läuft der Transport in nur noch fünf Stunden. Und der Andean Express wurde zum Andean Explorer für Touristen.

13.12 Uhr: Durchatmen! Die Luft ist dünn! La Raya liegt auf 4.319 Metern der höchste Punkt der Bahnreise. Die Vegetation besteht nur noch aus hartem Hochlandgras. Der 5.350 Meter hohe Chimboya mit seiner Schneespitze ist zu sehen. Auf dem kleinen Markt an der Station wechseln Alpaca-Pullis, Schals und Chullos, die Anden-Mützen mit Ohrklappen, gegen Dollars die Besitzer. Souvenirs, denn die Temperatur ist mit 17 Grad angenehm. Nach dem Einsteigen gibt’s Mittagessen: drei Gänge mit Anden-Forelle als Hauptspeise.

13.38 Uhr: Der Gegenzug von Puno passiert. Gewunken wird aus allen Fenstern.

14.06 Uhr: Santa Rosa, knapp unter 4.000 Meter. Es sind wieder Rinder- und Schafherden zu sehen.

15.59 Uhr: Das schrille Horn von Dante weckt viele aus dem Mittagsschläfchen – glücklicherweise, sonst hätte man vielleicht den Afternoon Tea verpasst ...

17.04 Uhr: Dreirad-Taxen auf der parallel verlaufenden Straße kündigen Juliaca an, eine Industriestadt wie im Rohzustand. Kaum ein Haus, das fertig gebaut wurde, obgleich alle Häuser schon bewohnt sind. Simpler Grund: Steuern müssen nur für fertige Häuser bezahlt werden. Der Markt verläuft noch näher an den Bahngleisen als zuvor in Sicuani. Manchmal sind es keine zehn Zentimeter zum Hocker mit der Verkäuferin oder dem Warenstand. Wenn der Zug vorbei ist, wird sogleich auch das Gleis belagert.

17.42 Uhr: Als Sundowner wird ein Bellini gereicht.

19.04 Uhr: Puno auf 3.809 Metern, unsere Endstation. Es ist stockdunkel und der Titicacasee ist nur zu erahnen. Gefahrene Kilometer in elf Stunden und drei Minuten: 388. Dieselverbrauch der Lok: 1.347 Liter. Eindrücke: kaum zu zählen.

Jochen Müssig

Buchung und Infos
Touren mit dem Andean Explorer sind zum Beispiel über die Lateinamerika-Spezialisten Akzente Reisen oder Miller Reisen buchbar, der Preis pro Person und Strecke beträgt ‧inklusive Speisen und Getränke rund 175 Euro. Reisen kann man am besten während der Trockenzeit von April bis ‧November. Weitere Infos gibt es unter www.perurail.com.