Argentinien

Buenos Aires: Mehr als nur Tango

Blick ins bunte La Boca

Viele Barrios der argentinischen Hauptstadt haben ihr eigenes Flair

Die Bosques de Palermo, die Wälder von Palermo, sind die grüne Lunge der Stadt. Fotos: jm

Hugo ist erst 13 Jahre alt, aber fast schon so groß wie sein Vorbild Lionel Messi. Er schläft im Trikot mit der Messi-10. Er geht zur Schule mit der 10. Und natürlich spielt er Fußball mit der schwarzen 10 auf dem weiß-hellblau-gestreiften Nationaltrikot Argentiniens. Hugo hat nur zwei Dinge im Kopf: Fußball und Schule, Letzteres eher gezwungenermaßen. 
Hugo wohnt in La Boca: La Boca heißt im Spanischen nicht nur Mund, sondern in diesem Fall auch das Barrio an der Mündung des Riachuelo in den breiten und rostbraunen Rio de la Plata. In La Boca herrscht König Fußball und nicht nur Hugo huldigt ihm. 
Dort steht das Stadion La Bombonera, die Pralinenschachtel. Dort spielen die Boca Juniors, die immerhin schon dreimal Weltpokalsieger wurden. Und dort spielte fünf Jahre lang Diego Maradona. Auch sein Abschiedsspiel fand 2001 in der Bombonera statt. Doch in La Boca ist mehr zu sehen als das Stadion: die mit Schiffslack bunt bemalten Häuser, der tagsüber stattfindende Straßenmarkt El Caminito und die zahlreichen italienischen Restaurants.
48 Stadtteile prägen die Stadt
Es gibt Städte auf dieser Welt, die werden mit einem Viertel beinahe gleichgesetzt, New York mit Manhatten etwa. Andere werden sogar auf ein spezielles Angebot in einem Viertel reduziert, wie Hamburg mit St. Pauli und der weltbekannten Reeperbahn. Mit Buenos Aires ist es dagegen gar nicht so einfach. 
Rund um das Microcentro, wie die Altstadt und gleichzeitig das Börsen- und Geschäftszentrum mit der Plaza de Mayo sowie weitläufigen Fußgängerzonen genannt wird, haben sich 48 Stadtteile gruppiert, von denen einige eine eigene Atmosphäre haben. 
Touristisch interessant sind neben La Boca die ebenfalls von italienischen Einwanderern gegründeten Stadtteile, die alle das Wort Palermo im Namen führen: Palermo Hollywood, ein hippes, modernes Viertel mit innovativen Restaurants (etwa das Tegui in der Costa Rica 5852); Palermo Soho, wie beim New Yorker Vorbild ein Platz für Künstler und Galerien (wie Paul, Gorriti 4865) sowie Bosques de Palermo, die Wälder von Palermo. Dort wird gerannt, geskatet, geradelt. 
Das Paris Lateinamerikas
Dort befindet sich die grüne Lunge der Drei- bis 13-Millionen-Stadt, inklusive der Brücke der Verliebten, der Puente Griego. Die drei Millionen Einwohner beziehen sich auf die eigentliche Stadt, zehn Millionen mehr kommen mit den Vororten hinzu.
Recoleta hingegen ist französisch geprägt und das eleganteste Viertel. Es ist der Platz für die Luxuslabels, Paläste, Botschaften, Top-Stadtwohnungen der oberen Zehntausend sowie dem sehenswerten Museo Nacional de Bellas Artes. Zwischen den beiden mehrspurigen Avenidas del Libertador und Santa Fe wurde auch der Ruf begründet, Buenos Aires sei das Paris Lateinamerikas. Was es allerdings nicht gibt ist ein spezielles Tango-Viertel: Der Tango beherrscht ganz Buenos Aires. Er lässt sich nicht einfach in ein einziges Viertel sperren. 
Jochen Müssig
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