Peru

Ballestas-Inseln: Viele Felsen, viele Tiere

Diese Robben werfen sich vor den Kameras in Positur

Die Inselgruppe ist eine günstige Alternative zu Galapagos

Herzig sind auch die Pinguine. Fotos: mw

Alfred Hitchcock hätte seinen Spaß: In rasantem Flug kurven schwarz-weiße Guanotölpel im aufgefrischten Wind über dem‧ Boot. An dem pflanzenlosen Ufer der nördlichen Ballestas-Insel reckt eine Bande Chilepelikane die Hälse. Tausende Kormorane und Möwen pflegen lautstarke Konversation. Und von der Felskante kommt ein Pärchen Humboldt-Pinguine eilig den Steilhang hinab gewatschelt.

Pflichtprogramm für Naturfreunde

Ein Besuch auf den drei Ballestas-Inseln vor der Küste Perus ist wie eine Live-Vorstellung des Horror-Klassikers „Die Vögel“ – aber bis auf gelegentliche Zufallstreffer von oben völlig ungefährlich. Für Naturfreunde ist der zweistündige Abstecher per Motorboot Pflichtprogramm und mit Kosten von rund 30 US-Dollar eine günstige Alternative zum weitaus abgelegeneren Galapagos-Archipel weiter nördlich.
    
Die Voraussetzungen für einen solchen Ausflug sind wieder enorm günstig. Die nahegelegene Stadt Paracas hat sich sichtlich von dem Erdbeben mit anschließendem Tsunami vor über zehn Jahren erholt. Weitläufige Hotels sind entstanden, die vor allem im südlichen Sommer zwischen Dezember und April Gäste anziehen. Das Meer ist durch den kühlen Humboldtstrom selbst im Sommer frisch.

Eben diese sehr nährstoffreiche Meeresströmung, verbunden mit häufigem Küstennebel, liefert das Futter für 300 Algen- und 180 Fischarten, von denen sich wiederum Millionen Seevögel, Mähnenrobben und Delfine ernähren. Auf den drei schroffen Felsbrocken vor der Küste finden sie sichere Nistplätze, denn außer einigen Guano-Arbeitern darf dort niemand anlanden. „Aber auch von See aus ist es ein Spektakel“, verspricht Diego Roce. Der Geologe drängt zur Eile, denn schon am späten Vormittag ist die See vor Paracas oft so bewegt, dass die schnittigen Speedboote den Hafen nicht mehr verlassen dürfen.

Sicherheitshalber sollte man daher den ersten Trip morgens um acht Uhr buchen. Ein Stopp gilt nach rund 15 Minuten dem eigenartigen Zeichen eines Kandelabers, das wohl spanische Seefahrer im 16. Jahrhundert auf einer Länge von 154 Metern als Wegmarke in einen schrägen Felshang der Paracas-Halbinsel gegraben haben. Dann geht es 30 Minuten mit hohem Tempo übers offene Meer.

Naturdünger wird saisonal abgebaut

Warum man Ballestas auch die Guano-Inseln nennt, sieht man schon vor der Ankunft. Auf den Felsbögen der Inseln sammelten Generationen von Seevögeln ihren Guano. Schichten von bis zu 30 Metern wurden abgebaut, erklärt Roce. Heute wird der Naturdünger nur noch saisonal in kleinen Mengen abgegraben, um die Tiere wenig zu stören.

Nicht alle Bewohner sind so leicht auszumachen wie die Pelikane und Robben, die auf den untersten Felsen faulenzen. Im Okular des Feldstechers tauchen auch die Inka-Seeschwalben mit ihrem weißen Strich unter den Augen auf. Je nach Jahreszeit nutzen auch 200 Zugvogelarten die Inseln als Stopover-Ziel – so wie die meisten Touristen auf dem Weg von Lima in den Süden des Landes.

Martin Wein
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