Chile

Am Ende der Welt

Per Schlauchboot geht es zum Landgang am Agulia-Gletscher

Auf Expeditionskreuzfahrt mit der Australis von Argentinien durch Feuerland nach Kap Hoorn und bis zum chilenischen Festland

Ein Pinguin-Trio watschelt über die Isla Magdalena

Heute verlassen: Früher lebten in der Wulaia-Bucht die Yamana-Indianer. Fotos: ah

Pinguine haben auf Isla Magdalena Vorrecht. Die Insel im Nirgendwo Patagoniens ist die Heimat Hunderter Magellan-Pinguine, die über den kargen Inselboden watscheln und bisweilen nur von einer streng reglementierten Zahl Touristen gestört werden.

Aber auch sie müssen sich nach den Pinguinen richten. Läuft etwa ein Vogeltross querfeldein zum Ozean, wird die neugierige Touristenschar sofort aus‧gebremst. Ein Nationalpark-Ranger regelt den „Inselverkehr“ zwischen Mensch und Pinguin.

Die exotische Inselwelt von Feuerland

Bevor es nach Magdalena geht, reisen wir aber an Bord der Stella Australis vier Tage durch Feuerland. Der Anker wird im Abendlicht im argentinischen Ushuaia gelichtet – ein Ort, der nach Abenteuer und Entdeckern klingt. Unser Kapitän heißt jedoch nicht Sir Francis Drake, sondern Adolfo Narvorro, ist Chilene, wie 90 Prozent der Besatzung.

In der ersten Nacht durchquert unser Schiff den Beagle-Kanal. Am frühen Morgen erreichen wir Kap Hoorn. Im wackeligen Schlauchboot geht es im Morgengrauen durch windgepeitschtes Wasser zum südlichsten Punkt des Kontinents.

Eine Anlandung ist nicht garantiert – die Chance liegt laut Expeditionsleiter Felipe Oliveira bei 60 Prozent. Wir haben Glück und betreten das bei Seefahrern als Ende der Welt bekannte Kap zum Sonnenaufgang. In Empfang nimmt uns ein chilenischer Soldat, der mit seiner Familie auf dem Eiland die Stellung hält.

Auf ihrer Route durch die Fjorde und Kanäle Patagoniens ist die Stella Australis meist mutterseelenallein. Am Nachmittag ankern wir in der Wulaia-Bucht, wo früher die Yamana-Indianer lebten. Der Naturforscher Charles Darwin schrieb über das Urvolk und die Bucht auf seiner fünfjährigen Weltreise. Heute ist Wulaia verlassen. Stattliche Urwälder bestimmen die dramatische Landschaft. Wir wandern durch dicht bewaldete Gebirgszüge und genießen das Panorama auf die Bucht.

Per Schlauchboot zum Gletscher

In der Nacht gleitet die Stella Australis Richtung Westen bis zum Nationalpark Alberto de Agostini. In den Morgenstunden erreicht das Schiff am westlichen Ende von Feuerland den Pazifik. Noch am Vormittag versteckt sich die Bergwelt hinter einem grauen Schleier. Bald offenbaren sich vom Sonnendeck Blicke auf majestätische Gipfel und den Agostini-Fjord. Wir besteigen erneut das Schlauchboot und fahren zum Agulia-Gletscher, der inmitten einer Lagune umgeben von einem subantarktischen Regenwald mächtige Eisberge kalbt.

In der Nacht geht es durch den Magdalena-Kanal zurück in die Magellanstraße. Unser vorletztes Ziel ist die Insel Magdalena – das bereits erwähnte Reich der Pinguine. Und nach 460 Seemeilen endet die Kreuzfahrt im chilenischen Punta Arenas, wo wir wieder auf die Zivilisation treffen.
 

Arne Hübner
 

Schiff, Saison und Veranstalter
Der Kreuzfahrtanbieter Australis veranstaltet seit 26 Jahren verschiedene mehrtägige Touren durch Feuerland. Die Saison beginnt im September und endet im April. Hauptsaison ist im Dezember und Januar mit Tageslicht bis 23 Uhr. Die Kreuzfahrten sind unter anderem bei Dertour, Gebeco, Miller Reisen und Ikarus Tours im Programm. Das Schiff Stella Australis bietet 100 Kabinen, im Schnitt sind 160 Passagiere an Bord. Bordsprachen sind Englisch und Spanisch, jedoch gibt es immer zwei deutsch‧sprachige Guides als Ansprechpartner.