Österreich

Österreich: Geschichten vom Wilddieb

Es gibt viel zu sehen und zu erleben auf den Themenwanderwegen im Nationalpark Kalkalpen.

Es gibt viel zu sehen und zu erleben auf den Themenwanderwegen im Nationalpark Kalkalpen. Foto: aze

Unterwegs im Nationalpark Kalkalpen

Im erst 1997 gegründeten Nationalpark Kalkalpen macht Wandern und Radeln schlau: dafür sorgen Themenwege, Museen und Naturschutzzentren.

Rast auf der Puglaml, die sich postkartenschön unter der steil aufragenden Kampenmauer in grüne Matten schmiegt, Bänke vor blumenumrankten Fenstern. Bei kühlem Trunk und würzigem Käse blinzeln die Wanderer am Themenrundweg „Auf der Alm“ zufrieden in die Sonne. Rund um den Hengstpass kann man auf dieser familienfreundlichen Route inmitten großartiger Gebirgskulisse viel über das Leben auf den Almen erfahren. Alle 15 Almen im Nationalparkgebiet sind bewirtschaftet und die meisten bieten Übernachtungsmöglichkeiten.

„Die Almen am Hengstpass sind typisch für einen Großteil der Almen in Oberösterreich“, erklärt der Parkranger. Meist habe man Mitte der 60er Jahre die Almwirtschaft mit Milchverarbeitung aufgegeben. Stattdessen konzentriere man sich auf Mutterkuhhaltung oder Galtvieh. Galtvieh? So nennt man Rinder, die keine Milch geben, also eher als Steak in der Pfanne landen, erfahren wir. Themenwandern bildet eben.

Zu den Klischees rund um die Alm gehören nebst jodelnder Sennerin auch Wilddieb, Förster und Holzhackerbuam. In den Kalkalpen darf man mit spannenden Begegnungen rechnen – garantiert unsentimental und kitschfrei. Etwa mit den „Rebellen der Berge“ im Wilderer-Museum St. Pankraz, in dem weder Wildschützen verherrlicht noch gesetzloses Handeln gerechtfertigt werden soll.

Auf unserem nächsten Themenweg geht es um die tollkühnen Holzknechte im tiefen Tann. „Auf den Spuren der Waldbahn“ führt der Hintergebirgs-Radweg auf der alten Bahntrasse entlang hoch in die Berge, vom rauschenden Wildbach begleitet. Und da gibt's neben dem lohnenden Landschaftserlebnis noch Anschauungsunterricht über die Geschichte der Holzwirtschaft. Die Trasse der Waldbahn, die bis 1971 genutzt wurde, weist kaum mehr als drei Prozent Steigung auf, so dass die Radstrecke sich für die ganze Familie eignet. Schön schaurige Momente bescheren die alten Bahntunnels an der Strecke. Schlagartig umweht dort gruftig-kühle Luft die Radler in der Dunkelheit.

Nervenkitzel garantiert auch der Triftsteig am Annerlsteg. Schon im 17. Jahrhundert haben Holzknechte den schmalen Steg in den Felsen geschlagen, um in der engen Schlucht im Wasser verkantete Hölzer mit langen Stangen zu entwirren. Es braucht wenig Fantasie zu ermessen, wie gefährlich die Arbeit für die Männer war. Mit etwas Glück kann man hier eines der seltenen Steinadlerpaare entdecken. Kein Wunder, schwebt der majestätische Vogel im Logo des Nationalparks Kalkalpen. Infos unter www.kalkalpen.at.

Monika Zeller
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