Ungarn

Balaton: Das richtige Ufer

Der Plattensee ist flach und erwärmt sich deshalb rasch.

Der Plattensee ist flach und erwärmt sich deshalb rasch. Foto: FVA Ungarn

Am Plattensee sollten Aktive in den Norden, Familien in den Süden

Bei keinem anderen See Europas ist es so wichtig wie beim Balaton – bei uns Plattensee genannt –, das richtige Ufer zu wählen. Denn das „Ungarische Meer“ hat zwei völlig unterschiedliche Uferzonen entlang seiner Ausdehnung von über 75 Kilometern.

Demnach sind die Strände im Norden steiniger als im Süden, fallen aber schneller ab, so dass Schwimmer nach 30 Metern auf ihre Kosten kommen. An vielen Stränden im Süden reicht das Wasser dagegen auch nach einem Kilometer nur bis zu den Knien. Der Norden ist eher etwas für aktivere Urlauber, der Süden das ideale Ziel für Familien mit Kindern.

Der Plattensee ist im Schnitt knapp acht Kilometer breit. Nur die Halbinsel Tihany verkürzt die Strecke von Ufer zu Ufer auf 1,3 Kilometer. Hier verkehrt eine Fähre. Der See ist nicht sehr tief – im Durchschnitt nur gut drei Meter – und erwärmt sich im Sommer sehr schnell.

Es gibt noch mehr Unterschiede zwischen Nord- und Südufer. Anders als am Südufer gehen am schilfbestandenen Nordufer die Orte nicht nahtlos ineinander über. Urlauber genießen hier einen Dreiklang von Wäldern, Weinbergen und Stränden. Einige der neueren Weingüter sind architektonisch beeindruckend. Außerdem sind vom Nordufer aus unzählige Ausflugsziele im Hinterland leicht zu erreichen – etwa die Burg von Sümeg mit ihren Ritterspielen und die Höhlenteiche von Tapolca.

Am Südstrand liegen weniger anheimelnde Orte als im Norden. Baden steht hier im Vordergrund, Sehenswürdigkeiten und Ausflugsmöglichkeiten sind rar. Aber auch die Südküste hat sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Wer den Plattensee von früher kennt – so wie er vor 10, 15 Jahren war oder gar vor dem Mauerfall, als sich Ost- und Westdeutsche zu gemeinsamen Familienferien trafen – ist überrascht: Dank üppiger EU-Gelder hat sich der gigantische Binnensee prächtig herausgeputzt.

Tihany, der Hauptort der gleichnamigen Halbinsel, wurde beispielsweise komplett saniert. Die vielen Touristenbusse, die früher eine Plage waren, sind auf Parkplätze vor den Toren der Stadt verbannt. Den Innenstädten von Siofok, der Party-Hochburg, oder Keszthely wurde ein Facelifting verpasst. Balatonfüred, der prominenteste Badeort des Balaton, hat sich vom bröckelnden kaiserlich und königlichen Charme zu einem properen Ferienort gemausert.

Die Verschönerungswelle hat auch den berühmten Traditionsbadeort Heviz überrollt, keine fünf Kilometer vom Westzipfel des Plattensees. Der Ort wurde renoviert, die Fußgängerzone ansprechend umgestaltet. Heviz ist übrigens die beliebteste ungarische Stadt nach Budapest. Seitdem der elf Kilometer südlich der Stadt liegende Heviz-Balaton Airport, ein ehemaliger Militärflugplatz, nach vielem Hin und Her und Fehlstarts endgültig seinen Betrieb aufgenommen hat, sind Heviz und der Balaton von Deutschland aus bequem zu erreichen.
Horst Schwartz