Dubai

Ferien im Himmel

Dubai: Sonnenbaden über der Skyline statt am Strand. Foto: hs

Ortstermin hoch oben in den Hotelwolkenkratzern

Vor ein paar Monaten noch hat er am Strand von Mombasa auf seine jüngeren Geschwister aufgepasst. Sein Ozean ist kleiner geworden seitdem, in nur vier oder fünf Schwimmzügen einmal bis zum gegenüberliegenden Rand durchquert. Es ist nötiger als zuhause in Kenia, ab und zu hineinzusteigen und sich zu erfrischen, weil die Luft heißer ist – über 45 Grad im Sommer.

Faiz Bakabe mag seinen neuen Ozean: weil er hier einen gut bezahlten Job gefunden hat, Liegen am Ufer stehen, eine Bar mit Kühlschrank nur ein paar Schritte entfernt ist – und weil der schlanke junge Mann aus Kenia jetzt fast im Himmel arbeiten kann. Er ist der am höchsten arbeitende Bademeister Dubais. Sein neuer Ozean ist der Pool auf dem Dach im 42. Stock des Four Points-Hotels an der Sheikh Zayed Road: in einer Stadt, wo alles noch immer und allen Krisen zum Trotz größer, höher, besonderer sein muss.

Bakabe hat Glück gehabt – auch wegen des kaum schlagbaren Blicks über das Sicherheitsgeländer hinweg bis zum ein paar Kilometer entfernten Persischen Golf. Und weil hier oben immer ein leichter Wind weht – ein Lüftchen, das Krishna Dhungel nicht spürt, obwohl er nur ein paar Schritte weiter arbeitet. Der sportliche Typ ist Höhe gewohnt, stammt aus Nepal, sieht die benachbarten Wolkenkratzer nur durchs Panoramafenster und über Kraftmaschinen hinweg. Seine frische Brise ist künstlich, immer ein paar Grad zu kühl und kommt aus dem Gebläse der Klimaanlage. Dhungel ist der Fitness-Trainer mit dem höchsten Arbeitsplatz der Stadt. Am liebsten ist er abends im Dienst, wenn drumherum überall die Lichter angeknipst sind.

Denn bis vor zwei, drei Jahren hat sich diese Skyline noch fast täglich signifikant verändert, inzwischen tut sie es nur noch im Quartalsrhythmus. Dubais Wachstum, auch das Richtung Himmel, hat sich in der Wirtschaftskrise verlangsamt. Zum Erliegen gekommen ist es aber nicht.

Mahjoub Kammoun ist Chef der 180 Butler des goldstrotzenden Burj Al-Arab. Er trifft diejenigen, die ganz oben stehen: auf der Hubschrauber-Plattform, die auf etwa 200 Meter Höhe aus der futuristischen Konstruktion herausragt – Leute wie Bill Clinton und Andre Agassi, Robby Williams und Madonna. Was ihm besonders viel Spaß macht? Im Panorama-Fahrstuhl an der Fassade mit sieben Metern pro Sekunde rauf und runter zu rauschen: „Das ist besser als Bungee-Jumping und völlig ungefährlich.“ Seine Lieblings-Blickrichtung? „In die Gesichter der Gäste“, sagt er. „Dort kannst Du ihr „Wow“ sehen, ihre Begeisterung über die Location.“

Und einen höchst gelegenen Koch gibt es auch. Sein Name: Stuart Sage. Er arbeitet im 122. Stock des Burj Khalifa im Restaurant „Atmosphere“. Vom Erdboden bis zum Herd hat Stuart Sage jeden Vormittag knapp 450 Meter Arbeitsweg. Er braucht dafür knapp 50 Sekunden – mit dem Fahrstuhl senkrecht in die Höhe.
Helge Sobik