Thailand

Ein Herz für Dickhäuter

Das Camp liegt in idyllischer Lage im thailändischen Dschungel

Im Elephant Hills Camp kann man auf natürliche Art graue Riesen treffen

Im Camp ist ein direkter Zugang zu den Elefanten möglich. Fotos: Elephant Hills Camp

Dieser Wohlfühlort für Menschen und Elefanten liegt im Dschungel von Südthailand. Chris Kaiser, den es vor sechs Jahren vom Bodensee ins Elephant Hills Camp verschlagen hat, erzählt, warum sich seine wuchtigen Freunde dort wohl fühlen: „Hier können Elefanten noch so leben, wie sie leben wollen. Sie müssen nicht schwer arbeiten, Fußball spielen, Bilder malen oder Touristen auf sich reiten lassen.“ So selbstverständlich, wie es klingt, ist das schon lange nicht mehr. Elefanten geht es nicht besonders gut, ihr Lebensraum in Thailand ist eng geworden: Höchstens 1.500 Tiere streifen nach Schätzungen der Tierschutzorganisation Peta frei durch die schrumpfenden Wälder des Landes.

2.500 der Riesen fristen ein meist klägliches Leben in Gefangenschaft. Sie werden als Arbeitstiere oder Touristenattraktion genutzt, müssen Männchen vor Urlaubern machen und allerlei stupide Kunststückchen aufführen.
Wer im Elephant Hills Camp Ferien macht, erlebt, dass es anders geht. Zwölf Dickhäuter haben die Betreiber den alten Besitzern abgekauft – zu Preisen um die 50.000 Euro pro Elefant. Jeder kostet rund 1.000 Euro monatlich an Unterhalt. Immerhin frisst so ein grauer Riese an die 200 Kilo Früchte und Grünzeug täglich. All das will finanziert sein – und dafür ist der Tourismus ausnahmsweise auch für die Elefanten ein Segen.

Das Camp im Nationalpark von Khao Sok führt vor, wie Urlauber den Tieren ein artgerechtes Leben ermöglichen und selbst Spaß haben können. Den Gästen fehlt es an nichts: Sie schlafen in Luxuszelten auf bequemen Betten mit eigenem Bad. Natürlich gibt es einen Swimmingpool und dreimal täglich ein Menü im Restaurant. Als Sahnehäubchen serviert das Elephant Hills rund um die Uhr seine Spezialität: Ferien hautnah mit Elefanten. Vorsichtige Gäste beobachten die grauen Riesen bei einer Tasse Cappuccino vom Camp-Café aus. Wer sich von den Rangern an die freundlichen Dickhäuter heranführen lassen mag, kann sie nach dem Schlammbad mit dem Gartenschlauch abspritzen, mit Kokosfasern abrubbeln und ihnen Futter in den Rüssel legen.

„Man darf die Tiere anfassen und auch mal selber Elefantensabber spüren“, sagt Kaiser, „aber nur, wenn die Tiere das wirklich mögen.“ Möchten sie keinen Kontakt, trollen sie sich; niemand hindert sie daran. Schon gar keine Ketten, denn die gibt es im Camp nicht. Nicht zufällig hat das Tourismusministerium das Elephant Hills als tierfreundlichstes Camp des Landes ausgezeichnet.

„Man soll nichts vermenschlichen“, meint Kaiser, „doch die Elefanten scheinen zu merken, dass es ihnen gut geht, und sie danken es mit Zuwendung.“ Ernste Zwischenfälle hat es noch nicht gegeben, dafür viele schöne Ereignisse, an die er sich erinnert: An den alten Herrn, der sein Leben lang davon geträumt hat, einen Elefanten anzufassen und in Tränen ausbricht, als es so weit ist; an die Vierjährige, die zum Entsetzen der Mutter furchtlos auf zweieinhalb Tonnen Fleisch zumarschiert und dem Tier Bananen in den Rüssel steckt; an die Touristin, deren Freund am Elefanten-Waschplatz auf die Knie fällt und ihr einen Antrag macht. Das geht durch die dickste Elefantenhaut – und natürlich hat die junge Frau „Ja“ gesagt.

Joachim Hauck
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