Frankreich

Frankreich: Weinschlösschen und Wohnhöhlen

Das Château de la Grave in Bourg

Das Château de la Grave in Bourg

Unterwegs an den Ufern der Gironde mit Ein- und Ausblicken im schönen Bordelais

An der Gironde sieht man Ausleger der Krabbennetze.

An der Gironde sieht man Ausleger der Krabbennetze. Fotos: drh

Unspektakulär schlängelt sich die Route Departementale 911 vom Autobahnring rund um Bordeaux in Richtung Osten. Unvermittelt tauchen am Horizont mit einem Male die majestätischen Ziegelbögen der Viaduktbrücke von Cubzac-les-Ponts am Ufer der Dordogne auf. Ihre elegant geschwungene eiserne Mitte entstand nach Plänen von Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eiffelturms.

Im Nachbarort Saint-André-de-Cubzac wurde der Meeresforscher und Dokumentarfilmer Jacques-Yves Cousteau geboren. Sein Elternhaus an der Rue Nationale 83 beherbergt heute eine Apotheke. Die eigentliche Attraktion von Saint-André ist jedoch das Château deu Bouilh. Ludwig XVI. sollte dort gebührend empfangen werden können. Der Schlosspark offenbart einen wunderbaren Blick auf die Dordogne.

Hinter Saint-André-de-Cubzac legt sich die Landschaft in sachte Falten, weshalb sie von manchen „La Petite Suisse“ genannt wird. Hundert Meter misst ihre markanteste Erhebung, während Montalon mit seiner Mühle den zweiten Platz belegt. Und von dieser 76 Meter hohen Kuppe aus blickt man auf ein Land des Weins, auf Rebhänge und auf die kleinen alten Schlösser der Winzer. Touristen kommen selten in diese Region im Schatten der berühmten Bordelaiser Rebflächen. So steht an diesem Nachmittag auch kein zweites Auto auf dem Parkplatz der Grotten von Pair-Non-Pair bei Prignac-et-Marcamps.

Mammuts in Fels graviert
Die „Gerade-Ungerade“-Höhlen sind zehntausend Jahre älter als jene von Lascaux und ebenso mit zahlreichen Felsgravuren geschmückt: wunderbaren, gut erhaltenen Bildern von Mammuts, Bisons, Pferden, Rehen und Hirschen.
Im nahen Bourg führt vom Flusshafen eine steile Steintreppe durch die Porte de la Mer in die Oberstadt. Sandgrau staffeln sich hier die Häuser den Hang hinauf, schmale Gassen schlängeln sich zwischen den Mauern hindurch, münden auf Plätze wie jenem mit der filigranen alten Markthalle. Die Hauptgasse führt zur Kirche und von dort um ein paar Ecken zum Eingang der Zitadelle. Das Schloss in ihrem Innern diente einst den Erzbischöfen von Bordeaux als Sommersitz.

Hinter Bourg fließt die Gironde mächtig, fast schon majestätisch ihrer Mündung entgegen, endlich sind die beiden Flüsse Garonne und Dordogne zum gemeinsamen Strom geworden. An seinem schmalen Ufer drängen sich Nutzgärten, aus deren Grün fast überall der dünne Ausleger eines der großen, viereckigen Krabbennetze über die Wellen ragt. Und hinter den Gärten türmt sich die Landschaft fast senkrecht in die Höhe. Da bleibt wenig Platz zum Wohnen, doch immer wieder duckt sich ein kleines Haus vor der Tuffsteinwand. Bei Gauriac öffnen sich über den Dächern der Häuserzeilen sogar Fenster im Gestein. Sie gehören zu den berühmten Troglodytenhöhlen, und natürlich seien sie noch immer bewohnt.

Einblicke in Künstlerwerkstätten
Zwischen den Ufern der Gironde fehlt nun jeglicher Brückenschlag. Bei Blaye verkehrt immerhin eine Fähre hinüber ins Médoc. Karl der Große machte auf dem Weg in die Schlacht gegen die Sarazenen einst in Blaye Station. Seinem Neffen Roland war die Stadtfestung anvertraut. Heute steht an der Stelle des mittelalterlichen Bollwerks ein Festungsbau von Vauban. Es gibt ein Hotel darin und Künstlerwerkstätten, in denen Glasbläser, Holzschnitzer, Kürschner und Töpfer ihrer Arbeit nachgehen.

Das berühmteste Souvenir von Blaye findet man in der Zitadelle aber nicht. Nach den Praslines de Blaye muss man unten in der Stadt Ausschau halten. Sie gehen angeblich auf den Koch des Comte du Plessis-Praslin zurück. Der Herzog lud die Repräsentanten von Bordeaux nach Blaye zu einem festlichen Essen ein. Zum Finale machte ein Tablett die Runde, auf dem das Konfekt lag, das der Koch des Comte ersonnen hatte – die Praline.
Rita Henß