Kreuzfahrten

Krise? Nicht bei uns!

Entspannt auf See: Trotz der Krise sind Kreuzfahrten gut gebucht.

Entspannt auf See: Trotz der Krise sind Kreuzfahrten gut gebucht. Foto: Aida

Viele Kreuzfahrtanbieter liegen für 2009 deutlich im Plus  

Frankfurt. Es sind Zahlen, die zum Schwärmen verleiten. Auf jeden Fall aber dürften sie die Anbieter klassischer Pauschalreisen vor Neid erblassen lassen: Mit Zuwächsen von bis zu 20 Prozent sind die deutschen Ableger internationaler Reedereien ins Jahr 2009 gestartet.

Den Ton geben dabei in erster Linie Royal Caribbean und Norwegian Cruise Line (NCL) an, aber auch MSC und Costa berichten von zweistelligen Zuwächsen. Bei TUI Cruises zeigt man sich mit den Buchungseingängen „zufrieden“, und Aida-Marketing-Chef Jörg Eichler berichtet von einem „sehr guten“ Start ins neue Geschäftsjahr.

Auch bei den Spezialisten für klassische Kreuzfahrten und Expeditionsreisen ist die Laune gut: „Die Delphin ist im Plus, die Delphin Voyager auf Vorjahresniveau“, zieht Klaus Ebner, Geschäftsführer bei Delphin Kreuzfahrten, eine erste Bilanz. Und Hurtigruten-Vertriebschef Kaspar Berens lässt verlauten: „Wir haben von der Krise noch nichts mitbekommen.“ Das aktuelle Sommer-Special sei lediglich eine preisstrategische Maßnahme, um Restkapazitäten zu füllen, und habe bereits Tradition bei Hurtigruten. Reisen ab Kiel zum Teil ausgebucht
Während bei Aida Cruises vor allem die Sommertörns im Mittelmeer gut laufen, sind bei anderen Anbietern die Nordland-Kreuzfahrten der absolute Renner. Trotz stark gestiegener Kapazitäten sind etwa bei Costa einige Abfahrten der Magica ab Kiel bereits ausgebucht. Im Mittelmeer dagegen gibt es noch etliche freie Kabinen – und entsprechend günstige Preise.

Auch die Kooperation zwischen Dertour und NCL ab/bis Warnemünde ist gut angelaufen. Bei MSC beobachtet man eine besonders starke Nachfrage für die Kiel-Abfahrten in Richtung Baltikum und Norwegen, bereits ausgebucht sind die Charter-Flüge von Berlin ans Mittelmeer im Oktober.

Für Falk-Hartwig Rost, Deutschland-Chef von MSC, steht jedenfalls schon jetzt fest: „Wir machen bei der Krise nicht mit!“ Und auch Aida-Manager Eichler ist überzeugt davon, dass das laufende Jahr für den Marktführer ein erfolgreiches sein wird: „Wir werden unser Wachstum konsequent und erfolgreich fortsetzen“, betont der Marketing-Chef.

Die Gründe für den anhaltenden Boom sind vielfältig. Zum einen drängen allein in diesem Jahr zehn neue Megaliner in den Markt und sorgen nicht nur für entsprechende Publicity, sondern auch für hoch attraktive Preise. So sind gerade in den Ferien Kreuzfahrten für Familien oftmals günstiger als ein vergleichbarer Urlaub in einem Ferien-Resort an Land. NCL-Manager Michael Zengerle ist zudem davon überzeugt, dass sich Kreuzfahrten inzwischen als ein Urlaubsprodukt mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis positioniert haben. Zudem habe es den Anschein, dass die Kernzielgruppe etwas resistenter gegen die aktuelle Krise sei.

Last but not least sorgen Anbieter wie TUI Cruises, Aida und Royal Caribbean für einen massiven Werbedruck bei Endverbrauchern. Zuletzt hat MSC das Budget für Fernseh- und Radiowerbung noch einmal deutlich aufgestockt. Gefahr von Preisschlachten
So ganz sorgenfrei ist allerdings auch die Welt der Kreuzfahrten nicht. Bereits im vergangenen Jahr warnte Tom Fecke, Deutschland-Chef von Royal Caribbean, vor der Gefahr von Preisschlachten. Und die sei 2009 nicht ?geringer geworden. Vor allem die schwächelnde Nachfrage in den USA sorgt dafür, dass für Europa wesentlich mehr Kapazitäten im Markt sind als geplant.

Selbst ohne diesen Effekt geht Kreuzfahrtexperte Alexander Möbius inzwischen davon aus, dass der Kapazitätsüberhang im deutschen Markt in den nächsten drei Jahren auf mindestens 230.000 fehlende Passagiere wächst. Schon jetzt müsse die Branche mit kontinuierlich sinkenden Ticket-Erlösen zurecht kommen. Dies sorge für zusätzlichen Druck, mit On-Board-Verkäufen die eigene Marge aufzubessern. Das aktuelle Wachstum sei schlichtweg zu schnell – und könnte sich als verhängnisvoll herausstellen, befürchtet Möbius.

Eine Aussage, die TUI-Cruises-Chef Richard Vogel kaum tangiert: Im Sinne der Kunden, des Vertriebs und der Erträge werde sich TUI Cruises „aus Preisschlachten jeder Art heraushalten“. Und stattdessen mit Qualität und gutem Service Kunden gewinnen.
Matthias Gürtler
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