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TUI: 300 Millionen Euro Verlust pro Monat

In Hannover ist man trotz weiter hohen Verlusten optimistisch

In Hannover ist man trotz weiter hohen Verlusten optimistisch. Foto: TUI

Auch wenn TUI-Vorstandschef Fritz Joussen am Dienstagmorgen versuchte, Optimismus zu verbreiten – die Zahlen des ersten Quartals zeichnen trotz eines geringeren Kapitalabflusses als erwartet ein düsteres Bild. 

Von Oktober bis Dezember 2020 verlor der von der Corona-Krise schwer getroffene Konzern Joussen zufolge rund 300 Millionen Euro pro Monat, prognostiziert waren zwischen 400 und 450 Millionen Euro. Die Erlöse von 3,8 Milliarden Euro brachen auf 468,1 Millionen Euro ein. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei minus 698,6 Millionen Euro, nach minus 146,7 Millionen im Vorjahresquartal. 

Weitere Liquidität gesichert

Dennoch habe TUI bis zur geplanten Rückkehr des Geschäfts die weitere Liquidität gesichert, sagte Joussen und verwies darauf, dass das dritte Finanzierungspaket in der letzten Januarwoche erfolgreich abgeschlossen worden ist. 

Wie berichtet, hatte der Konzern nach zwei Hilfspaketen in Milliardenhöhe Ende des vergangenen Jahres ein drittes mit Aktionären, Banken und dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) in Höhe von 1,8 Milliarden Euro vereinbart. Es umfasst eine Bezugsrechtskapitalerhöhung, durch die dem Konzern Mittel in Höhe von rund 500 Millionen Euro zufließen. Als strategischer Aktionär des Konzerns hatte sich die Familie des russischen Unternehmers Alexei Mordashov zudem über ihren bisherigen Anteil hinaus an der Kapitalerhöhung beteiligt. Sie hält nun 30,1 Prozent an der TUI AG. 

Angesichts dieser Finanzhilfen und der vorzeitigen Ablösung des im Oktober 2021 fälligen Senior Bonds im Volumen von 300 Millionen Euro habe TUI am 3. Februar 2021 über Finanzmittel in Höhe von 2,1 Milliarden Euro verfügt, erläuterte Joussen. Geld, das vermutlich noch für eine längere Überbrückungszeit reichen muss. Noch immer hat die Pandemie die Welt fest im Griff. 

Hoffnungen liegen auf Impfungen und Schnelltests

Voraussetzungen für die Wiederaufnahme des Tourismus im Sommer 2021 sind laut Joussen die Impfungen auf der einen, Schnelltests auf der anderen Seite. „Auch wenn es in einigen europäischen Ländern zu Verzögerungen in der ersten Impfphase kommt, werden die Impfkampagnen in den kommenden Monaten in vielen Lebensbereichen zur Wiederherstellung grundlegender Freiheiten führen. Je entschlossener die Impfkampagnen umgesetzt werden, desto schneller können wir zu einer echten Reisefreiheit zurückkehren“, sagte Joussen und verwies unter anderem auf den wichtigen TUI-Markt Großbritannien. 

Dort sollen nach derzeitigen Planungen alle Briten über 50 Jahre bis Anfang Mai ein Impfangebot erhalten. Bis Mitte Juli sollen dort 75 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, so dass Herdenimmunität erreicht wird. „Das wird unmittelbar Auswirkungen auf das Buchungs- und Reiseverhalten der Briten für den Sommer 2021 haben“, so Joussen. In der Übergangszeit sollten jedoch Schnelltests eine wichtige Rolle spielen. „Mit einheitlichen und verlässlichen Regelungen zu Schnelltests können wir Quarantäneverpflichtungen und geschlossene Grenzen hinter uns lassen. Schnelltests statt Quarantäne ist eine Forderung der Reiseindustrie, an der auch die TUI festhält.“ 

Pauschalreise mit wichtiger Rolle

Man setze während der Pandemie zudem auf die wichtige Rolle der Pauschalreise, die hohe Hygiene- und Sicherheitsstandards garantiere. Joussen erläuterte, dass TUI im Sommer 2020 mehr als 2,5 Millionen Gästen Urlaub ermöglichte. Dabei sei auf 100.000 Gäste im Schnitt eine Sieben-Tage-Inzidenz von 0,54 beobachtet worden. 364 Covid-19-Fälle seien registriert worden. 

2,8 Millionen Buchungen für Sommer

Der TUI-Vorstandsvorsitzende geht davon aus, dass Kunden in diesem Jahr erst deutlich später Sommerurlaub buchen als in „normalen Jahren“. Dennoch habe man für den Sommer 2021 mehr als die Hälfte der Buchungen für den Sommer 2019 verzeichnet – rund 2,8 Millionen Buchungen, vor allem aus dem britischen Markt. „Doch der deutsche Markt zieht nach", so Joussen.

Die Durchschnittspreise seien um 20 Prozent angestiegen. Fakten, die Joussen positiv bewertet. „Die Urlauber holen nach und sind bereit mehr für ihre Ferien zu bezahlen. Für den Tourismus, aber auch für Gastronomie und Kulturbetriebe ist dieser Trend ein gutes Signal. Markt und Kunden sind in den Startlöchern, die Nachfrage ist da. Alle warten darauf wieder eigene Einkünfte durch das Geschäft zu erzielen.“ 

Ute Fiedler
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